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„Da müssen wir hin!“

V.l.: Hellmund, Boyde, Kuhn, Wiedemann (Foto: Reiner Klaproth)

„Es spielt Andres Boyde, da müssen wir hin!“, hieß es vor 30 Jahren in der Spezialschule für Musik, wenn der junge Pianist aus Oschatz in einer der Musizierstunden auftrat.Nun hat es der Freundeskreis des Sächsischen Landesgymnasiums für Musik im Rahmen seiner „Brückenkonzerte“ ermöglicht, den inzwischen renommierten Künstler wieder einmal exklusiv zu hören, und schon im Aufgang zum Saal im Blasewitzer Gymnasium warnte ein rotes Schild: “Ausverkauft“.

Boyde lebt und arbeitet seit fast 20 Jahren in London und baut von dort aus seine internationale Karriere auf. In Verbindung mit der Interpretation des Klavierkonzerts KV 246 von Mozart am vergangenen Sonntag in der Dresdner Philharmonie fand er sich problemlos bereit, gemeinsam mit Schülerinnen des Landesgymnasiums aufzutreten. Was für ein Auftritt! Er begann mit einem der letzten Klavierstücke von Franz Liszt: „Nuages gris“, einem rätselhaften, aller Virtuosität entsagenden Werk, das schon an der Schwelle zur Neuen Musik der Wiener Schule um Schönberg steht, unmittelbar gefolgt vom virtuosen Feuerwerk der „Wasserspiele der Villa d' Este“.

Die elfjährige Julia Hellmund spielte die Etüde op. 109 von Friedrich Burgmüller, der um 1845 große Erfolge als Ballettkomponist in Paris feierte. Die junge Pianistin ließ das „Gewitter“, so der Beiname der Etüde, überzeugend kräftig aufblitzen. Gleichfalls in Oschatz hat Svenja Kuhn ihren ersten Unterricht erhalten. Nun schickt sich die Neunzehnjährige an, in Boydes Fußstapfen zu treten und ihre Ausbildung in London ab dem Wintersemester 2013/14 zu vervollkommnen. Sie trug Beethovens Klaviersonate op. 28 technisch perfekt vor, sollte aber am Ausdruck noch feilen und dem natürlichen Schwingen der Motive und Phrasen in Beethovens Werk mehr Raum geben.

Doch im folgenden Programmteil erwies sie sich als ideale Begleiterin der unterschiedlichsten Lieder von Dvořàk (in Originalsprache), Schumann, Wolf, Mendelssohn und Britten, die Anna Wiedemann vortrug. Svenja Kuhn stellte sich bei allen Liedern auf den jeweils besonderen Charakter ein und trug so die Sängerin über alle Klippen. Dieser lag offenbar der lockere Ton des Cabaret Song von Britten besonders gut, denn es war jedes englische Wort zu verstehen, während den romantischen deutschen Liedern etwas mehr Poesie und bessere Textverständlichkeit gut getan hätten.

Bevor Andres Boyde Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ spielte, gab er eine launige, gleichwohl instruktive Einführung mit Klangbeispielen als Leitfaden für den technisch und musikalisch höchst anspruchsvollen Zyklus. Der erfordert nicht allein technische Brillanz, sondern auch die intellektuelle Durchdringung der Intentionen des russischen Komponisten. So wurde die meisterhafte Interpretation zu einem überragenden Abschluss des Konzerts, das in der Serie der „Brückenkonzerte“ in bester Erinnerung bleiben wird.

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