Musikalisches Dreigestirn: Die Komponisten Dmitri Schostakowitsch, Benjamin Britten und Krzysztof Meyer stehen im Mittelpunkt der 4. Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch, deren Programm am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz im Deutsch-Russischen Kulturinstitut in Dresden vorgestellt wurde.
Das Festival würdigt neben Dmitri Schostakowitsch, der 1960 im Kurort Gohrisch in der Sächsischen Schweiz sein achtes Streichquartett komponierte, auch den bedeutendsten englischen Komponisten des 20. Jahrhunderts: Benjamin Britten, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte und als der einzige Komponistenfreund Schostakowitschs im Westen gilt.
„Britten sprach nur wenige Worte russisch, und auch Schostakowitsch ist nicht gerade für seine Sprachkenntnisse bekannt. Trotzdem haben die beiden einen Weg gefunden, miteinander zu kommunizieren. Ich habe dies bei mehreren Besuchen Brittens in der Sowjetunion selbst miterlebt“, sagte der Dirigent Michail Jurowski, der bei der Pressekonferenz auf dem Podium saß. „Schostakowitsch und Britten standen sich nicht nur menschlich nahe, sondern sie haben sich in ihren Werken auch künstlerisch befruchtet.“ Jurowski wird beim diesjährigen Festival wieder einen Aufführungsabend der Sächsischen Staatskapelle Dresden im Gohrischer Konzertzelt leiten, bei dem u.a. Schostakowitschs 14. Symphonie auf dem Programm steht, die Benjamin Britten gewidmet ist.
Neben dem Aufführungsabend hält das Festivalprogramm auch drei Kammerabende sowie eine Filmmatinee bereit. Bei dieser wird der britische Regisseur Tony Palmer seinen neuen Britten-Film „Nocturne“ zur Deutschen Erstaufführung bringen. Neu ist außerdem ein „Wandelkonzert“ mit dem Ensemble Vocal Concert Dresden, das an verschiedenen Plätzen in Gohrisch stattfindet und den ganzen Kurort zur Bühne werden lässt. Für dieses Freiluftkonzert schreibt Krzysztof Meyer, dessen Werke einen dritten programmatischen Schwerpunkt bilden, eigens ein neues Chorwerk – „Nehmt hin die Welt!“ auf einen Text von Friedrich Schiller –, das in diesem Rahmen zur Uraufführung gelangen wird. Der polnische Komponist und Schostakowitsch-Biograf, der in diesem Jahr 70 Jahre alt wird, ist noch mit weiteren Werken im Festivalprogramm vertreten: Von ihm erklingen auch zwei Streichquartett-Kompositionen, die seine persönlichen Begegnungen mit Schostakowitsch spiegeln.
Als musikalischer Ehrengast wird die Cellistin Natalia Gutman erwartet, die einen Kammerabend bestreitet und mit dem diesjährigen Internationalen Schostakowitsch Preis Gohrisch ausgezeichnet wird. Außerdem haben Künstler wie der Pianist Igor Levit, die Bratschistin Tatjana Masurenko, die Gesangssolisten Evelina Dobračeva und Maxim Mikhailov sowie verschiedene Kammermusikformationen der Sächsischen Staatskapelle Dresden ihre Mitwirkung zugesagt. Wie bereits in den vergangenen Jahren musizieren sämtliche Künstler in Gohrisch ohne Honorar.
„Wir freuen uns sehr über die Vielzahl namhafter Künstler, die wir auch in diesem Jahr in Gohrisch begrüßen dürfen. Sie alle haben sich auf ein beziehungsreiches Programm eingelassen, das wieder spannende und neue Perspektiven auf das Schaffen Schostakowitschs ermöglichen dürfte. Gerade das Verhältnis zwischen Schostakowitsch und Britten wurde bislang nur selten thematisiert – dafür bietet ein solches Jubiläumsjahr eine wunderbare Gelegenheit“, äußerte Tobias Niederschlag, der Künstlerische Leiter der Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch.
Abgerundet wird das Programm durch einen musikwissenschaftlichen Vortrag, Schostakowitsch-Rundgänge durch den Kurort Gohrisch sowie durch Konzerteinführungen zu sämtlichen Konzerten, die in Kooperation mit dem Institut für Musikwissenschaft der TU Dresden angeboten werden.
Der Vorverkauf für das Festival beginnt ab sofort. Karten sind in der Touristinformation Gohrisch, Telefon (035021) 66166, in der Schinkelwache am Theaterplatz Dresden, in den Vorverkaufsstellen der Sächsischen Zeitung sowie deutschlandweit in allen CTS-Vorverkaufsstellen erhältlich.