Wieder eine Ausgrabung an der Staatsoperette Dresden, diesmal ein hybrides Stück Musiktheater, das ein bisschen Operette, ein bisschen Musical, vielleicht eine Art Show ist. Im März 1945 am Broadway uraufgeführt, natürlich nicht mit dem nach Shakespeares „Viel Lärm um nichts“ klingenden Titel, sondern als „The Firebrand of Florence“, führt das Stück ins Herz des alten Europa. Florenz, einst geistiges und kulturelles sowie auch machtpolitisches Zentrum, ist Schauplatz dieser Broadway-Operette.
Dort wirkte der Bildhauer und Goldschmied Benvenuto Cellini, dessen bewegtes Leben bereits Hector Berlioz und wenig später Franz Lachner als Grundlage faszinierender Opern diente. Auch Camille Saint-Saëns war von dem Stoff beeindruckt und verfasste die heute kaum noch bekannte „Ascanio“. In ähnliches Vergessen ist offenbar „The Firebrand of Florence“ gefallen, obwohl sich Kurt Weill auf ein Libretto von Edwin Justus Meyer und Ira Gershwin stützen konnte und mit seiner „amerikanischen“ Musik zunächst gut beim Publikum ankam. Doch am schnelllebigen Broadway schien dieser Renaissance-Stoff nicht anhaltend genug für Spannung sorgen zu können.
Also gilt es nun, an der Staatsoperette eine veritable Entdeckung zu machen. Regisseur Holger Hauer setzt die Story – eine Intrige um den Erotomanen (und Dreifach-Mörders) Cellini, der freilich nicht nur mit der schönen Damenwelt, sondern auch mit muffigem Adel in Konflikt gerät – in Szene, der neue Chefdirigent Andreas Schüller hält die musikalischen Fäden in Händen.
Die Staatsoperette setzt damit ihr Engagement für Raritäten und Wiederentdeckungen fort – man denke nur an den hier gezeigten unbekannten Johann Strauß sowie an die Dresden-Bezüge George Gershwins.
Gespannt und neugierig auf den erstmals in deutscher Sprache zu hörenden „Firebrand“, will sagen auf „Viel Lärm um Liebe“,
grüßt bis nächsten Freitag ganz herzlich –
Michael Ernst