Manchmal dachte dachte man, das ist doch wie im Kino. Das habe ich doch gerade erst gesehen im Film „First Position“, da ging es zwar um den „Youth America Grand Prix“, aber die Bilder gleichen sich, die Hoffnungsträger mit ihren kurzen Beiträgen, Minuten, die über so viel entscheiden können, die Eltern oder ganze Großfamilien, die gebannt sind und zittern, erfreut sind wenn die „Kinder“ weiter kommen, mitunter enttäuschter als die Kandidaten selbst wirken, wenn es nicht geklappt hat… Jetzt aber ist es kein Film. Erstmals gibt es eine Vorentscheidungsrunde für den Prix de Lausanne, dessen Endrunde im Januar 2014 stattfinden wird, in Europa. Gastgeber ist die Palucca Hochschule für Tanz in Dresden, deren Direktor Jason Beechey dann in Lausanne auch zur Jury gehören wird.
Um einen der zwei begehrten Plätze in der Endrunde bewarben sich am vergangenen Wochenende in Dresden letztlich 21 Kandidatinnen und Kandidaten im Alter von 15 bis 18 Jahren. Sie kommen aus Australien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Japan, Spanien, der Türkei, der Tschechischen Republik, der Schweiz und der Ukraine. Amanda Bennet, künstlerische Leiterin des Prix de Lausanne und Direktorin der Ballettschule in Basel ist die Vorsitzende der Jury, der noch Kathryn Bennetts und Nicola Biasutti angehören.
Nach ausführlichem, klassischem Training die erste Runde mit den klassischen Beiträgen, kurze Ausschnitte, und erste Hoffnungen. Dann Training in moderneren Techniken und die entsprechenden kurzen Choreografien, dabei gibt es keine Angaben, ob diese von den Tänzern selbst stammen oder ob sie von ihren Lehrern einstudiert wurden. Auffällig ist hier die Auswahl an Musik, die kaum eigene Akzente setzt, die kurzen Stücke setzen mehr darauf, das körperliche Können zu demonstrieren, choreografische Überraschungen, jugendliche Moderne, bleiben aus.
Eigentlich sollten zehn Kandidaten für die Dresdner Endrunde ausgewählt werden. Mut Verweis darauf, dass nicht wie sonst in Australien, wo bisher alle Vorrunden stattgefunden haben, wenigstens 30 Teilnehmende dabei waren, hatte sich die Jury entschlossen nur sechs Anwärter zu wählen, von denen zwei dann am nächsten Tag die Einladung zur Endrunde in Lausanne erhalten werden. Wer es nicht schafft hat allerdings immer noch die Chance mit einer Videobewerbung in die Endrunde im nächsten Jahr zu kommen.
Schon diese erste Juryentscheidung überrascht. Sechs Kandidaten, davon allein drei Studierende der gastgebenden Hochschule. Eine freundliche Reverenz? Ann Brockett aus Australien (Australian Dance Performance Institut), Sara Barbieri aus Italien (Il Balletto), Isabella Taufkirch und Johannes Goldbach aus Deutschland, Ayaha Tsunaki aus Japan (alle drei Palucca Hochschule Dresden) und Maya Hase, ebenfalls aus aus Japan (Chida Toshiko Ballett Studio) sind die Auserwählten. Noch größer die Überraschung am nächsten Tag, als die 16jährige Italienerin Sara Barbieri und der der 15jährige Dresdner Johannes Goldbach von der Jury als Gewinner dieser Vorentscheidung ausgezeichnet werden. Diese Wahl wird u.a. auch damit begründet, dass der Prix de Lausanne sich als Förderung junger Begabungen versteht.
Da stellt sich natürlich die Frage, ob denn Bewerber wie die 17jährige Spanierin Molina Hernandez oder der 18jährige Flavien Mingot aus der Schweiz, die durchaus mit technischer, vor allem aber auch mit einer gewissen körperlichen Präsenz überzeugen konnten, überhaupt Chancen hatten. Wahrscheinlich hätte auch mancher Beobachter die 17jährige Japanerin Ayaha Tsunaki oder ihre wenig ältere Landsmännin Maya Hase gerne auf der Siegertreppe gesehen: immerhin sie schafften es als „ältere“ in die Endrunde. Bleibt ihnen die Hoffnung die Auswahlkommission in Lausanne per Video zu überzeugen, was ganz bestimmt auch für Beth Brockett, 15 Jahre alt, aus Großbritannien gilt.
Also, alles auf Hoffnung, und vielleicht ist es ja auch so, dass man in Dresden Talente sah wie beispielsweise Flavien Mingot aus der Schweiz, der an der Stuttgarter Cranko Schule studiert, von dem man hofft, dass er seinen Weg gehen wird.