Just zum Auftakt der diesjährigen Dresdner Jazztage gab es eine Neuauflage der ziemlich speziellen Form vom Publikumsbeschimpfung – ausgerechnet von jenem Bassisten, der sich gern als selbsternannter Intendant des von ihm gegründeten Festivals sieht: Es sei „ein enormes Risiko, wenn wir einen Weltstar einladen, der zum ersten Mal nach Dresden kommt und der früher keine Platte bei Amiga hatte – dann kommt manchmal eben nur ein Zehntel des Publikums, das eigentlich zu erwarten wäre.“ Das Ausrollen von roten Teppichen geht anders. Und ohnehin ist die krude These längst vielfach von der Realität ad absurdum geführt worden – es gibt auch in Sachsen neugierige Zeitgenossen, die nicht nur auf ihnen Bekanntes setzen. Doch eine so festgefügte Meinung könnte ein trefflicher Trost sein, wenn es mit dem Vorverkauf mal nicht so läuft wie gewünscht. Man muss sie nur oft genug öffentlich vortragen, dann überlegt es sich gewiss auch der letzte Plattensammler anders.
Apropos „Überlegen“: das könnte ja auch mit Nachdenken verbunden werden! Neben dem falschen Fakt steckt auch noch ein gewaltiger Denkfehler in dieser dunkelgrauen Theorie. Von den mainstreamig crossovernden „Klazz Brothers“ gab es ganz bestimmt keine Amiga-LP. Und wird es auch nie eine geben. Trotzdem strömt immer wieder eine Menge Volk zu deren Konzerten. Im Zeitalter von CD, mp3 und Cloud sollte man sich vielleicht eine neue Ausrede einfallen lassen?
Eine gute Zeit mit guter (!) Musik wünscht
Aldo Lindhorst