Alles wurde in Dresden erfunden. Der Büstenhalter. Der Kaffeefilter. Der »Ring des Nibelungen«. Der auch? Inmitten der vielen Publikationen zum Wagnerjahr taucht eine Schrift auf, die behauptet: "Der Rhein ist die Elbe". Der Autor Johannes Burkhardt spürt darin Richard Wagners wahren Welten nach und sucht nach Indizien dafür, dass der Dichterkomponist sein Opus magnum tatsächlich in und um Dresden geschmiedet haben soll. Die Dampfer tuten das Rheingold-Es, die Bergwerke liefern die Grundlage der Zwergenwelt, die Sächsische Schweiz könnte Heimstatt von Walhall und Regenbogenbrücke sein. Klingt Wehlen nicht entfernt nach Walhall? Gleich mal gucken gehen.
An der heutigen Ruine der Lochmühle fand Burkhardt in der Tat Erstaunliches: die Initialen F.A.S., den halben Namen von Fasold. Eingraviert in Sandstein sind dort allerdings die Anfangsbuchstaben von Friedrich August Schreiter, dem einstigen Lochmüller.
Nacherlebbar wird der Rhein auch am Main: Das Label Oehms Classics leistete sich acht (!) DVDs mit dem kompletten Frankfurter Ring von Sebastian Weigle und Vera Nemirova. Klangliche Opulenz, bildreiche Brillianz, dazu ein sehenswertes Making Of – eine unbedingte Empfehlung in Wagner-Lila.
Wagnersche Kontraste gibt es freilich auch. Neu aufgelegt ist bei der Deutschen Grammophon Loriots »Ring des Nibelungen« in nur zwei Stunden und achtundzwanzig Minuten (ein Wiederhören mit Herbert von Karajan und den Berliner Philharmonikern). Lyrisch ist im selben Hause "Im Einklang: Richard Wagner trifft auf Lyrik seiner Zeit" erschienen. Gedichte von Joseph von Eichedorff, Goethe, Novalis bis hin zu Rainer Maria Rilke, vorgetragen von Teresa Weißbach und David Kross. Musikalisch sind die beiden Scheiben mit teils schon historischen Wagner-Einspielungen angereichert.
Es gibt aber auch Wagner im Jazz oder: "Who is afraid of Richard W?" Der Jazz-Drummer und Elektroniker Eric Schaefer und sein Quartett tobten sich auf Wagnerianischen Klangteppichen aus und mixten bekannte Musikthemen zu wilden Klangerlebnissen. Nur wer sich vor Wagner nicht fürchtet, wird daran seine Freude haben.
Wenkoff, Wlaschiha, Wakasugi – als Rausschmeißer für unseren kleinen Weihnachtsrundgang sei diese 4CD-Box mit Höhepunkten des Wagnergesangs wärmstens empfohlen. Aufnahmen mit Theo Adam, Hanne-Lore Kuhse, Gisela Schröter, Fred Teschler und Spas Wenkoff, mit der Dresdner Staatskapelle und mit der Dresdner Philharmonie unter Pultstars wie Otmar Suitner, Kegel und Masur lassen nicht nur Dresdner, die der süßen Krankheit Gestern hoffnungslos verfallen sind, beglückt zurück. Ein kleines Klangfest!