Die jüngste Pressekonferenz des Semperopernballs konnte mit zwei Neuigkeiten aufwarten, zumindest neu für alle, die nicht am selben Tag bereits in der Sächsischen Zeitung, dem Medienpartner des Balls, gelesen hatten. Das restliche Journalistenvolk erfuhr folgendes: Die Ko-Moderatorin des Balls wird Collien Ulmen-Fernandes heißen und, wie Gunther Emmerlich anmerkte, durch ihr Äußeres glitzern. Wie übrigens alles andere auch, verspricht das Gesamtkonzept: Der Künstlerische Gesamtleiter des Balls, Hans-Joachim Frey, gab stolz bekannt, die gesamte Oper werde vollständig in LED-Licht erstrahlen und glitzern, ebenso wie die 2000 Diamanten, die der Zauberkünstler Peter Marvey in seine Show einbeziehen wird.
Nicht nur das Motto des Balls war in den vergangenen Jahren immer mehr abgeflacht: Dresden lächelt, Dresden darf das, Dresden verzaubert, 2014 nun wird die Stadt glitzern. Die Seriösität eines „gesellschaftlichen Kulturereignisses“ leidet auch darunter, wenn in der Oper Prominente mit ihrem eigenen Kamerateam Live-Reality-Shows inszenieren und das Motto des jährlich verliehenen Ordens ad absurdum geführt wird.
Denn die zweite Ankündigung lautet: Das Dresdner Publikum wird mit dem St.Georgs-Orden ausgezeichnet, denn es ist, laut Frey, das beste, treuste Publikum der Welt. Es hielte bis zu minus 25 Grad Celsius und strömenden Regen aus, um beim Ball zu bleiben. Und zur Belohnung werden – nach dem Aschenputtelprinzip – immerhin drei Paare stellvertretend nach drinnen eingeladen und anschließend der Fernsehöffentlichkeit vorgestellt und in das Programm einbezogen. Die drei nämlich, die sich mit der schönsten Geschichte bewerben, etwa „sich verliebt und dann sogar geheiratet, oder sich immer verkleidet und schöne Fotos gemacht haben“ so Frey. An diese Paare wird dann der St.Georgs-Orden verliehen. Die Draußengebliebenen gehen aber nicht leer aus. Das beste Publikum der Welt bekommt einen Ansteck-Pin als Erinnerung.
Dann schwimmt bald gegen den Strom (so die Inschrift des Ordens), wer noch keinen hat. Wer also im kommenden Jahr einen der drei St.-Georgs-Orden erhalten möchte, muss also mit tausend weiteren auf den Theaterplatz strömen und sich mit einer möglichst emotionalen Geschichte aus den vergangenen Semperopenairball-Jahren bewerben. Wem der Orden dann verliehen wird, der hatte im Verhältnis zu seinen Mitbewerbern recht viel Erfolg. Genau wie schon viele der St-Georgs-Orden-Preisträger viel Erfolg hatten und dafür diese Ehrung erhielten, wie Helene Fischer und Til Schweiger.
Dresden wird am 7. Februar glitzern, draußen das Opernhaus, innen die Debütantenkleider, perfekt abgestimmt übrigens auf die vorher überreichte silberne Rose. Wer braucht bei so viel Luxus, Pomp und Glamour schon Inhalt, wenn doch die Verpackung hübsch glitzert!