Premierenreigen in Dresden, aha. Ein Elfenreigen sieht anders aus. Dieses Wochenende buhlen Semperoper, Staatsschauspiel sowie Landesbühnen und Staatsoperette um Publikumsgunst. Am Theaterplatz wird – blutrünstig mehr als genug – das Richard-Strauss-Jahr eröffnet. Mit Christian Thielemann am Pult ist das kein Wunder. Vermisst wird lediglich dessen „Mein Leben mit Strauss“. Aber dazu ist wohl grad keine Zeit gewesen.
Auf der anderen Seite vom Zwinger zeigt das Schauspiel – längst unterm selben Dach der Sächsischen Staatstheater – „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus in stark komprimierter Form. Wolfgang Engel, inzwischen darf man wohl Theater-Urgestein sagen, hat mal wieder Regie angelegt. Und er spielt die „Stimme von oben“ im Epilog des rasant eingekürzten Jahrhundertwerks auch noch selbst. Respekt!
Gestorben wird immer. Das freut Begräbnisfirmen ebenso wie Floristen. Hofmannsthal und Kraus geben sich da nicht mal als schreibende Mörder – sie mussten nur die Geschichte abbilden. Griechische Tragödie mit Vatermord und Muttermord; da blüht ein Stigma nach dem anderen. In deutscher Historie ist das nicht ausreichend, denkt man daran zurück, was ab 1914 (und dann wieder 1939) „für Kaiser, Gott und Vaterland“ europaweit gemordet und gestorben wurde. Made in Germany! Vorgeschobener Anlass war ein lumpiger Fürstenmord. Und dann geriet die Dramaturgie aus den Fugen.
Fernab im Vorort Leuben zeigt die Staatsoperette das Musical „Der kleine Horrorladen“. Geht das Zusammenspiel von Blutrache, christlich besegnetem Kriegsspiel und menschenfresserischer Pflanzenzucht noch deutlicher? Es geht, denn auch bei den Landesbühnen in Radebeul wird aufgerüstet, freilich „nur“ mit einer Meisterschützin. „Annie get your gun“ heißt es da – und wird sicher ähnlich vergnüglich wie bei der blutdürstigen Pflanze namens Audrey Zwo, die im Horrorgeschäft die Spannung treibt.
Ein friedliches Wochenende!
Bis nächsten Freitag –
Michael Ernst