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Tausende Klangduschen verabreicht – erste Graupaer Jahresbilanz fällt positiv aus

Im kleinen Graupa startete das Richard-Wagner-Jubiläumsjahr der ganzen Region. Den Wagner-Städten Dresden, Leipzig stahl es die Schau schon am 12. Januar 2014, mit der Eröffnung eines kleinen, aber multimedial-feinen Wagner-Museums im Schloss. Die fürstlichen Gemäuer, einst die Gemächer jagender Wettiner, waren dafür restauriert, geputzt und für eine Wagner-Klangausstellung der besonderen Art museal ausgestattet worden. Gerahmt war das Ereignis mit einem MDR-senderweit ausgestrahlten Opern-Café zum Thema Wagner-Gesang und überkrönt damit, dass der Chefdirigent der Staatsoper Dresden, Christian Thielemann, die Schirmherrschaft über das neue Museum übernahm.

Konzertsaal im Schloss, Foto: PR Richard-Wagner-Stätten

Bei der Eröffnungsfeier mit über 200 geladenen Gästen hatte Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke die erwartete Besucherzahl noch zaghaft auf zehntausend per annum geschätzt. Exakt nach einem Jahr, auf den Tag 12. Januar genau, hat der Zähler für ausgegebene Eintrittskarten bei 25.774 geklickt. Die Zahl schließt Besuche im benachbarten Lohengrin-Haus ein, das als einstiges Urlaubsquartier von Minna und Richard Wagner mit nachgestalteten Wohnräumen zu besichtigen ist. Sie umfasst auch das Publikum der Veranstaltungen im repräsentativen, bis 200 Plätze bietenden Saal, zu dem die Beletage des Schlosses ausgebaut worden ist. An knapp 30 Tagen oder Abenden, oftmals ausverkauft, gab es Konzerte, Vorträge, Lesungen, die in seinem Jubiläumsjahr meist auf Wagner bezogen waren. Auch hoher Besuch war da: Brigitte Merk-Erbe, Oberbürgermeisterin von Bayreuth mit Delegation, die sich interessiert umschauten, denn das in die Jahre gekommene Museum der dortigen Wagner-Stätte steht vor Erneuerung und Ausbau.

Zurück zum Beginn des Wagner-Jahres. Gerade erst mit Jahresanfang 2013 zum Chef der Kultur- und Tourismusgesellschaft mbH (KTP) bestellt, durfte der Kulturmanager René Schmidt Maestro Christian Thieleman die Schirmherr-Ehrenplakette überreichen, ein tellergroßes Wagner-Gipsmedaillon. Der April dann war nicht zum Scherzen als Schmidt am erfolgreichen Aufbauteam des Wagner-Museums umstrukturieren, kürzen, schassen musste. Ein Finanzierungsdefizit in sechsstelliger Höhe hatte sich aufgetan. Im Wirtschaftsplan 2013 waren 154000 Euro aus dem Fördertopf des Kulturraums Meißen/Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ohne Deckungszusage eingestellt gewesen. Als nur 46000 zugeteilt wurden, klaffte im Etat das Loch, welches aus Einnahmen auch des unerwartet hohen Besucherstroms nicht ausgeglichen und von der Stadt Pirna nicht aufgefangen werden konnte. Schmidt strukturierte um: Öffnungszeiten wurden angepasst, eine Hierarchieebene herausgenommen, Personal gestrafft auf zwei wissenschaftliche Kräfte und vier im Kassenbereich, dazu Aushilfspersonal – ein Veranstaltungstechniker soll noch kommen. Sabine Saft, Teamleiterin der Richard-Wagner-Stätten seit 2012, verließ das Schloss. Neben vier weiteren Bereichen, die er für Pirna zu verantworten hat, ist Schmidt als Leiter der Richard-Wagner-Stätten Graupa seit April 2013 persönlich verantwortlich.

An den Besucher-Erfolg anzuknüpfen, wird sicher nicht leicht. Neugier lockte 2013 zum Besuch in das zum Museum gewandelte, frisch restaurierte Jagdschloss-Graupa. Der Sog des Richard-Wagner-Jahres nach Dresdens schob dessen Besucher über die imaginäre ‚Ostgrenze Dresden-Pillnitz‘ hinaus nun bis nach Graupa. Die Touristiker von Dresden-Marketing schätzen, dass nennenswerte Impulse für den Anstieg des Tourismus in 2013 gegenüber dem Vorjahr, von der schon in 2012 angesetzten Kampagne DRESDEN. WO WAGNER WAGNER WURDE ausgegangen sind.

Christine Mielitz im Gepräch 2.2.2014, Foto: Bäumler

Dass der Hype des Wagnerjahres 2013 nachwirkt, hoffen alle. Dazu setzt Geschäftsführer Schmidt mit seinem Team der Wagner-Stätten für 2014 auf Weiterentwicklung und Öffnung des Veranstaltungsbereichs zu einem Ort kulturvoller Ereignisse. Das erste Halbjahr allein schon zählt im Programm über 20 Konzerte, Lesungen, Vorträge, die nicht mehr nur Wagner gewidmet sind . Weiter dabei ist das ROTE SOFA, auf dem sich, von »Musik-in-Dresden«-Autor Michael Ernst moderiert, Prominente zum Gespräch einfinden. Ein Format, das mit „classico“ jetzt seine Form gefunden hat, sagt Schmidt – wie die im Letzten im vergangenen Jahr war auch das Erste in diesem Jahr voll ausverkauft. Neu für Graupa erfunden ist die WAGNERIADE. Eine Veranstaltungsreihe mit Konzerten, Soloabenden, Film, über drei Wochen dauernd im Mai dicht um Wagners Geburtsdatum herum. Wiederveranstaltet wird auch die von früher bekannt-beliebte WAGNER-WIESE „für die ganze Familie“ im Schlosspark, im und um das Lohengrin-Haus und Schloss.

Der museale Bereich erfährt Erweiterung mit Sonderausstellungen, die regelmäßig ausgerichtet werden. Im Seitenflügel des Schlosses ist eigens dafür ein Ausstellungsraum eingerichtet worden. Es beginnt mit der Präsentation von Bildern zu „MYTHEN ALS FABEL – nach Motiven Richard Wagners“ von Liselotte Theil-Hurshell im Februar. Folgen werden im Mai „WAGNER LA WEIA – Karikaturen“ von Peter Klier.

Wagner-Salon im Lohengrin-Haus, Foto: PR Richard-Wagner-Spiele

An vier Sommerabenden des Wagnerjahres 2013 präsentierten sich Hof und stimmungsvoll beleuchteter Park des Schlosses als Bühne des eigens konzipierten Open-Air-Stückes mit dem Titel "Wagners Welt: Dresden“. Die RICHARD-WAGNER-SPIELE hatten ihre Uraufführung zum Elbhangfest. Sie begeisterten ein Publikum von 2.000 Zuschauern wie auch in Resonanz die Presse. Johannes Gärtner, Schauspieler, und Regisseur, nach dessen Idee und Konzeption das Spiel über Wagners sieben Jahre in Dresden entstand, bereitet seine Wiederaufführung in diesem Sommer vor. Termine sind mit 10/11. und 17/18. Juli 2014 fixiert. Als Orchester konnte Gärtner die Nordböhmische Kammerphilharmonie Teplitz gewinnen; Schauspieler, Sänger, der Wagner-Chor-Graupa sind disponiert, es fehlt lediglich nur noch ein letzter Förderanschub durch Sponsoren. Wie auch die von den Richard-Wagner-Stätten unabhängige Produktion mit Crowdfunding experimentiert. Vor jeder der Aufführungen an den vier Veranstaltungstagen wird zum WAGNER-SALON in den Saal des Lohengrin-Hauses eingeladen. Prominente erzählen von Ihrer Begegnung mit Wagners Musik, der Journalist Peter Ufer moderiert.

Ambitioniert ist die Absicht, an den Richard-Wagner-Stätten wissenschaftliche Forschung über Wagner-Rezeption auf Basis des umfangreich angesammelten und stetig erweiterten Archivmaterials zu betreiben. Die Mediathek im Lohengrin-Haus wie auch zwei Stipendiaten-Wohnungen stehen dazu bereit – Bewerbungen sind erwünscht.

Schon 14 Paare haben beim Veranstaltungsservice der Pirnaer KTP ihre Heirat im Schloss fest gebucht. Ein Hochzeiter-Informationstag ist angesetzt, das Jagd-Schloss etabliert sich auch als HOCHZEITS-SCHLOSS. Wenn noch das vormalige Jagd- zum WAGNER-Schloss im Wagnerschen Olymp aufgestiegen ist, darf von ganz oben die Klangdusche erschallen „…sei's getan! Wohlan, bleibt dran!“ (frei nach R.W.)

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