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Alles auf Anfang

Das Foto aus glücklicheren Tagen ist kein halbes Jahr alt: im September 2013 lächelten die Kunstministerin und der designierte Intendant für den Fotografen. Wer allerdings genau hinsieht, bemerkt: schon zur Vertragsunterzeichnung schien die Verbindung in leichter Schieflage (Foto: Matthias Creutziger)

Das Gären in der Sächsischen Staatsoper war unüberhörbar. Heute ist die Blase geplatzt: laut einer Meldung des Kunstministeriums wurde dem designierten Semperopern-Intendanten Serge Dorny mit sofortiger Wirkung gekündigt.

Am 1. September hätte er antreten sollen, der gebürtige Belgier und langjährige Intendant der Oper Lyon. Erste Weichen wurden von fern und bei mehreren Arbeitsbesuchen Dornys in Dresden bereits gestellt – für zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des künstlerischen Ensembles standen danach die Signale auf Rot. Sabine von Schorlemer ließ dazu verkünden, sie bedauere es außerordentlich, dass sie sich zu diesem Schritt entscheiden musste. Die künstlerischen Qualitäten von Serge Dorny seien unbestritten.

Dorny hat während seiner 2003 angetretenen Intendanz das Opernhaus Lyon künstlerisch stark vorangebracht und es einem breiteren Publikum geöffnet. Vor allem die auf jugendliches Zuschauer orientierten Anstrengungen dürften für die Entscheidungen, ihn nach Dresden zu holen, eine große Rolle gespielt haben. Dazu die sächsische Ministerium: „Nach einer überzeugenden Präsentation seiner Person und seiner Vorstellungen vor einer hochkarätigen Findungskommission waren wir der festen Ansicht, mit Serge Dorny den richtigen Kandidaten für die Intendanz der Semperoper in Dresden gefunden zu haben.“

In der Zwischenzeit schlossen sich zahlreiche Insider dieser Wertung an und hofften auf einen künstlerischen Neubeginn der traditionsreichen Semperoper, die seit dem Tod von Ulrike Hessler im Sommer 2012 ohne künstlerische Leitung war, was sich zunehmend spürbar etwa in Planungs- und Besetzungsfragen auswirkte. Zu vernehmen waren insbesondere aus der Oper aber auch kritische Stimmen, die den Amtsantritt des 1962 in Belgien geborenen Dorny mit Bangen sahen, weil ein personalpolitischer Kehraus zu befürchten war.

Diesem opernreifen Gärprozess setzte Sabine von Schorlemer nun ein Ende: „Umso bedauerlicher ist es, dass Serge Dorny entgegen seinen Zusagen in den vergangenen Monaten leider kein Klima des gedeihlichen und vertrauensvollen Miteinanders mit den Mitarbeitern, sowohl in den künstlerischen als auch in den administrativen Bereichen der Oper, etablieren konnte. Vorhandenes und entgegengebrachtes Vertrauen von allen Beteiligten hat er in kürzester Zeit verspielt. Zu unserer großen Enttäuschung hat er den Erwartungen, die wir in ihn gesetzt hatten, nicht entsprochen“, resümierte die Kunstministerin betroffen. „Um Schaden von der Oper im In- und Ausland abzuwenden, sehen wir zu einer sofortigen Kündigung keine Alternative mehr.“ Das sitzt.

Auf Nachfrage von Musik in Dresden hieß es am Freitag aus dem Kunstministerium, dass Serge Dorny ab sofort kein Geld mehr vom Freistaat erhalte. Im Vorfeld seiner Ernennung hingegen hatte es Dissens aufgrund der Höhe seiner Bezüge gegeben. Nun aber sei alles wieder offen und man werde in den nächsten Tagen „in Ruhe entscheiden, wie es weitergeht“. Vielleicht besinnt man sich ja auf einstige Mitbewerber Dornys? Fakt sei, „wenn man während der Verlobungszeit mitbekommt, dass etwas nicht stimmt, ist es besser, die Ehe nicht einzugehen.“

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