Es hätte einen ja auch gewundert.
Der geschasste Intendant der Semperoper, Serge Dorny, hat Klage gegen den Freistaat Sachsen beim Arbeitsgericht Dresden erhoben. Dorny wendet sich gegen die fristlose Kündigung, die die Kunstministerin am 20. Februar 2014 ausgesprochen hat.
Über die auf Wirtschaftsrecht spezialisierte Berliner Anwaltskanzlei Loh hat Dorny die Klage am heutigen Mittwoch eingereicht. Die Kanzlei teilt mit, Dorny wende sich "gegen zwei fristlose Kündigungen, mit denen die Staatsministerin von Schorlemer am 20. Februar 2014 seinen Intendantenvertrag sowie den damit im Zusammenhang stehenden Vorbereitungsvertrag beenden wollte".
Es ist kaum anzunehmen, dass der Intendant, dessen Qualitäten der Personalführung in einer Pressekonferenz vor einer Woche von der Ministerin noch einmal mit harschen Worten abgekanzelt worden waren, eine Wiedereinstellung anstrebt; an einem Haus, an dem er – so jedenfalls die damalige Pressemeldung aus dem Ministerium – "vorhandenes und entgegengebrachtes Vertrauen von allen Beteiligten in kürzester Zeit verspielt" hat. Wahrscheinlicher ist, dass sich der Belgier mit dem Freistaat auf eine Abfindung einigt. Und zwar eine satte: ist ihm doch durch die Kündigung ein Fünfjahresgehalt in Höhe von 1,5 Millionen Euro entgangen.
"Die Leitung der Semperoper ist für mich eine Aufgabe, der ich mich mit aller Leidenschaft widmen werde", hatte Dorny zur damaligen Vertragsunterzeichnung verlauten lassen. Dass diese Leidenschaft teilweise unakzeptable Wege nahm, hat Frau von Schorlemer angedeutet; sie lehnte es jedoch ab, auf Einzelheiten einzugehen. Nun muss der Freistaat doch minutiös nachweisen, dass dem Haus durch Dornys Wirken großer Schaden drohte.
Vor Wochenfrist hatte die Ministerin auch berichtet: Dorny hatte dem Freistaat seinerseits mit Kündigung gedroht, sollte die Ministerin nicht auf einen Forderungskatalog eingehen, der seine zukünftigen Befugnisse betraf. Warum Frau von Schorlemer diese Kündigung nicht einfach abwartete, um auf diese Weise Schadenersatzforderungen zu umgehen: diese Frage ließ sie letzten Dienstag unbeantwortet. Mit der heutigen Klage wird sie ihre Kündigung jedenfalls noch einmal ausführlicher rechtfertigen müssen. Einfach wird die Sache nicht: die jüngste Veröffentlichung des Berliner Notars, der die Klage in Dornys Namen erhebt, trägt den Titel: "Wie man einfache Dinge schwierig macht".
Martin Morgenstern, Alexander Keuk