Was nützt uns der teuerste Saal in Form des trockensten Weinbergs, wenn wir die dröge Konzertpause und das Hallöchen davor nicht halbtrocken mit moralinsauren Sachsensäften vergällen können? Soll sich das Publikum künftig die Pausenversorgung selber zapfen? An alles wurde gedacht, an eine teuer eingemietete Stadtbibliothek, die dringend eine bezahlbare Bleibe benötigt, an eine kabarettistische Kleinkunstbühne, die in marodem Gemäuer residiert, sogar an ein Spitzenorchester, das in einem einstigen Kinosaal probt, um dem schwindenden Publikum auf unzumutbaren Podien hinterherzuhecheln. Da hat die Kommunalpolitik, wenn man sie denn tatsächlich so euphemistisch bezeichnen will, gute Gründe gesammelt, dass die drittschlechteste Lösung als einzige Alternative zum bisherigen „Festsaal“ im Kulturpalast galt. Sie hat so lange mit dem geistigen Urheber dieses Baudenkmals prozessiert, bis dieser den endgültigen Rückzug antrat und sich in seiner hauptsächlichen Wirkungsstadt beerdigen ließ.
Man hat offensichtlich an alles gedacht, hat nach nasenförmigen Hufeisen erst gar nicht geforscht, hat Tauben in die Hand versprochen, wo sich nicht mal ein Spatz in Dachnähe wagte. Aber was hat man vergessen? Die Cafeteria, gediegene Pausenversorgung, ein Restaurant, kurz: Gastronomie. Vielleicht soll nun bald kostenintensiv nachgebessert werden, wie ja immer nachgebessert wird, wenn die Planer in der Praxis versagen.
Inzwischen darf gewettet werden, ob der neue Konzertsaal im alten Kulturpalast eine zeitgemäße Pausenversorgung bekommt oder nicht. Ob gar von einem schicken Restaurant aus der geschundene Altmarkt betrachtet und das gelungene Konzert disputiert werden kann.
Jeder computergenerierte Online-Wett-Shop würde den Meistbietenden attestieren: Wer auf den Umbau setzt, setzt meist auch auf den Abbau. Den kulturellen. Bevor es soweit ist, seien die Neustadtbewohner aufgerufen, die Altstadt noch einmal zu besuchen, solang dies noch geht. Denn die so residenzstädtisch wie vorgestrig Augustusbrücke benannte Elbüberquerung soll inzwischen derart marode sein, dass mindestens ein, zwei ihrer Brückenbögen abgerissen und erneuert gehören. Zeitgleich läuft ein Gerichtsverfahren, dass auf den Abriss der sogenannten Waldschlösschenbrücke zielt. Die Albertbrücke hingegen wird bald von selbst ins Wasser fallen, wenn nicht endlich eine Sanierung beginnt. Und auch am Blauen Wunder, einst heftig umstritten, nagen die Zähne der Zeit gemeinsam mit denen von Ritter Rost.
Mit anderen Worten: Es ist an der Zeit, ein Konzerthaus auf neustädtischer Elbseite zu bauen, das nötigenfalls Blut- und Brat- und selbstredend auch Bockwurst zu offerieren versteht. Dann kann der kulturelle Abriss endlich vonstatten gehen.