Julia Malischke, eine unter Prof. Thomas Fellow an der hiesigen Musikhochschule studierende Neu-Dresdnerin, eröffnete als Support das Abendkonzert. Schöne Stimme, geschmackvolle Gitarrenbegleitung, glaubwürdige Lieder. Die Spielweise, mit der sie auf ihrem Instrument zupfte, hämmerte, klopfte und schlug, bot neben spannend gehaltenen Dynamiken auch perkussive Elemente an, mit denen Julia Malischke klanglich einen unverbraucht frischen Sound lieferte. In den eigenen Stücken offenbarte sie viel Herzblut. Ihre Stimme klingt in den Mittellagen authentisch, auch wenn sie darüber hinaus noch etwas am Suchen erschien – oder aufgeregt war. Denn wie die aus der Ulmer Region stammende Künstlerin es selbst formulierte, war es für sie eine große Ehre, vor dem Auftritt ihres Vorbildes eigene Songs interpretieren zu dürfen. Und mit ihr sogar musikalisch zusammenarbeiten zu können: Julias Stück „Momentaufnahmen“ habe am Vortag mit Christinas Hilfe vom Text her noch ein paar letzte Schliffe bekommen.
Dann Christina Lux. Die Sängerin lieferte vom ersten Song an eine Wohlfühlmusik, der etwas zutiefst Lebensbejahendes zugrundeliegt. Die Musik unterhielt, wie es die Lux-Fans erwartet haben, auf inspirierend kunstvolle Art und Weise. Verborgene, kleine Sounds, die groß aufblühen dürfen, geschickte Arrangements, in denen das Publikum nicht nur gespannt verfolgt, was die Sängerin mit ihrer Gitarre auf der Bühne zu erzählen hat. Vor allem hatten die Zuhörer stets viel Platz zum Mitmachen, Verinnerlichen, Eintauchen und Sich-Selbst-Wiedererfinden.
Das Repertoire des Abends entstammte hauptsächlich vom aktuellen Album „Playground“. Das mit dem Dresdner Gitarristen Reentko produzierte Meisterwerk hat bisher nicht nur die internationale Fangemeinde der Sängerin begeistert, sondern auch hochkarätige Juroren: 2012 war „Playground“ für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert. Was Reentko und Christina Lux da im Studio produziert haben, sind einfach wunderschöne Songs, die berühren, und mit passenden Worten auf fantastisch eingespielter Musik direkt ins Herz gehen. Fern den Fesseln des Radiomainstreams dürfen sich die Stücke von Christina Lux entfalten, dürfen die Menschen auch in kantigen Phrasen ansprechen, und wieder und wieder Fragen stellen.
Songs wie Playground machten einfach nur Spaß – und dürfen auch mal in eine kleine, jazzig angehauchte Improvisation münden. Und in einer bewußt still gehaltenen Pause nachklingen.
Mit tollen Begleitpatterns brachte Christina Lux auch tiefgründige Themen zur Sprache. Der Hörer fand Schlüssel, die er nach Hause nehmen durfte, stellte Gewohnheiten in Frage, durfte links gehen, wo er sonst rechts geht, konnte etwas neues entdecken. Christina Lux gelang es, viele Momente der Besinnung zu schaffen. Wer sind wir – wo wollen wir hin? Wer wollen wir sein, und wer bin ich wirklich? Wo sind meine Grenzen? Was ist Liebe? Wie fühlt sich verlieben an?
Nicht nur spielte sie ihre Gitarre auf die vielfältigsten Weisen, brachte erfrischende Perkussionsmomente wie ein Zeigefingerschnipsen mit dem Mund, Beatbox-Elemente und gekonnten Scat ins Programm, auch ließ sie, um die Message ihres Songs nachhaltig zu erklären, einen Papierflieger ins Publikum los. „Ich lass ihn jetzt zu euch fliegen, und ihr schickt ihn an mich zurück. Den Flieger hat mir ein treuer Begleiter gebaut, ihr werde sehen, wie sanft er von der Bühne aus durch die Lüfte segeln wird.“ und fährt grinsend fort: „Und danach spiel ich euch ein Lied, bei dem euch im Idealfall ein frisches Lüftchen an einen besonderen Ort tragen wird…“ Christina Lux stellt aber auch Fragen, die bei den Hörern direkt ins Herz treffen. Mehr als nur einmal hörte man aus den Stuhlreihen verlauten „Da spricht sie mir echt grad aus dem Herzen“. So wurde ansinniert, was einen guten Freund ausmacht: „Ist es der, der dich darauf hinweist, jetzt mit dem Verzweifeltsein aufzuhören, oder sagt dir dein Freund, dass er dir zuhört, egal wie lange du brauchst, um dir die Sorgen von der Seele zu reden? Dich spüren lässt, dass es einen Lichtblick gibt, der durch den kleinen Schlitz ins runtergekommene Lagerhaus deiner Seele hinein strahlen darf?“ Auf solche bildlichen Momente der Stille wechselte Christina Lux geschickt in kontrastreiche Stimmungen hinein. Singt zum Beispiel mit funkelnden Augen vom Glück, was sich anfühlt wie Schokolade, die ganz leicht auf der Zunge zergeht. Doch ihre Musik baut auch innerlich und nachhaltig auf – ganz nach dem Motto: „Are you somebody when you´re nobody? When there´s nobody to say to you you are beautiful. Marvellous, Precious. You are you.”