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MenschenZeit und Wagner-Abend

WagnerGraupa CD CoverDas Richard-Wagner-Jubiläum war 2013, doch in Dresden ist eigentlich immer Wagnerjahr – die Werke des ehemaligen Hofkapellmeisters werden kontinuierlich intensiv gepflegt. In den Richard-Wagner-Stätten in Graupa geht es zudem in den letzten Jahren nach Renovierung und künstlerischer Neuausrichtung dynamisch zu. Nun gibt es aus dem Jagdschloss auch eine erste CD-Aufnahme. Die Elbland-Philharmonie-Sachsen gestaltete einen „Wagner-Abend in Graupa“ und hat dafür kammermusikalisch anmutende Werke ausgewählt, es ist die erste CD des fusionierten Ensembles überhaupt. Wagner und Kammermusik? Ja, sicher – nicht nur hat Wagner selbst sein Cosima zum Geburtstag gewidmetes Siegfried-Idyll für eine heimische Aufführung auf den Treppen im Foyer des Domizils bei Luzern ausgewählt, es gibt auch zahlreiche Bearbeitungen, die im 19. Jahrhundert oft für den Hausgebrauch entstanden – so die Parsifal-Musik arrangiert für kleines Orchester und zwei Klaviere oder das „Tristan“-Vorspiel in ähnlicher Besetzung. Beide Bearbeitungen stammen von Engelbert Humperdinck, der als glühender Wagner-Verehrer bekannt ist, und erscheinen als Weltersteinspielungen.

Der junge Geiger Jacob Meining steuert zudem das Lied „Träume“ aus den Wesendonck-Liedern – in der Originalfassung durch Richard Wagner – bei, gleichsam auf der Violine gesungen. Mirella Petrova und Oksana Weingardt-Schön sind die Solistinnen in den Humperdinck-Bearbeitungen, Christian Voß dirigiert die Elblandphilharmonie. So interessant die Stücke auch als Bereicherung für das Repertoire sein mögen, der Klangeindruck ist leider nicht zufriedenstellend. Oft klingen die Streicher synthetisch und obertonarm und während das Klavier im Tristan-Vorspiel stark im Vordergrund tönt, verkommen die beiden Klaviere im Parsifal fast zum Geräusch. Ob die Tonmeister mit der Akustik des Saales nicht zurechtkamen oder hier etwas zurechtgebogen werden musste – wirklich überzeugen kann das Ergebnis nicht, zumal in der Parsifal-Musik auch intonatorische Unreinheiten hinzukommen.

Richard Wagner: „Ein Wagner-Abend in Graupa“; Jacob Meining, Violine; Mirella Petrova und Oksana Weingardt-Schön, Klavier; Elbland Philharmonie Sachsen, Leitung GMD Christian Voß, erhältlich ist die CD bei den Landesbühnen Sachsen und im Fachhandel in Dresden.

 Die Konzerte der Hochschule für Musik werden oft zu internen Zwecken aufgezeichnet, der neue Konzertsaal hinter dem Hauptgebäude am Wettiner Platz bietet dafür ideale technische Bedingungen. In der Vergangenheit sind aber nur wenige Mitschnitte veröffentlicht worden, da die Hochschule kein eigenes Label hat und das Tonstudio mit Aufzeichnungen und Konzertbegleitung der verschiedenen Studiengänge durchaus ausgelastet ist. Trotzdem möchte das Institut einige herausragende Konzerte dokumentieren. Bereits 2012 erschien eine CD mit Werken von Robert Schumann und Friedrich Schenker, nun heißt die Fortsetzung „Musik aus Dresden 2“ und präsentiert Zeitgenössisches von Wilfried Krätzschmar (*1944) und Lothar Voigtländer (*1943) – es sind Wiederaufführungen bedeutender Werke der beiden Komponisten.

Innerhalb eines chorsinfonischen Konzertes der Hochschule erklang im Mai 2014 Voigtländers 2007 von der Singakademie Dresden uraufgeführtes Oratorium „Menschenzeit“ auf Texte von Eugène Guillevic erneut, die 3. Sinfonie von Wilfried Krätzschmar „für Klavierspieler und Orchester“ wurde zum zweiten Mal überhaupt nach der Berliner Uraufführung 1982  gespielt. Wer diese CD einlegt, sollte sich auf außergewöhnliche Hörerlebnisse einlassen: Krätzschmars Sinfonie ist ein einziger sinfonischer Mahlstrom, gegen den ein verstimmtes Klavier tapfer anspielt. Hingegen wirkt Voigtländers Oratorium als Zeitdokument, als oratorischer Ruf oder gar Schrei nicht nur über die Zeit als Thema, sondern aus der Gegenwartszeit heraus. Die kraftvolle Umsetzung beider Werke durch die Hochschulensembles, Chöre, Solisten und Orchester unter Ekkehard Klemm, beeindruckt nachhaltig. Damit zeigt die Hochschule nicht nur ein Beispiel ihrer Leistungsfähigkeit, sie zeigt sich auch als verwurzelt in der Kunst der Gegenwart und ist durchaus fähig, diese mit jungen, talentierten Musikern und Sängern exemplarisch zu dokumentieren.

„Musik aus Dresden, Teil 2“ – Wilfried Krätzschmar, 3. Sinfonie / Lothar Voigtländer, Oratorium „Les hommes et le temps – MenschenZeit“; Romy Petrick (Sopran), Julia Böhme (Mezzosopran), Falk Hoffmann (Tenor), Carl Thiemt (Bariton), Chor und Kammerchor der Hochschule für Musik Dresden (Einstudierung Olaf Katzer), Kammerchor der Singakademie Dresden, Ioanna Ismyridi (Klavier), Hochschulsinfonieorchester, Leitung Ekkehard Klemm. Die CD ist erhältlich bei den Konzerten der Musikhochschule oder bestellbar unter pressestelle@hfmdd.de

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