Dass Nina Hagen in diesem Jahr 60 wird, ficht uns nicht an, den 80. von Elvis Presley haben wir ja auch gut weggesteckt. Die 100. Geburtstage wirklicher Jubilare wie Billy Holiday, Édith Piaf und Frank Sinatra werden wir vielleicht mit dem Auflegen echter Schallplatten begehen, die 80. Geburtstage von Luciano Pavarotti und Arvo Pärt sollten ebenso wie die 90. von Luciano Berio und Pierre Boulez in den Feuilletons gewürdigt werden, der 125. von Bohuslav Martinů, die 150. von Paul Dukas, Alexander Glasunow und Jean Sibelius sowie der 175. von Peter Tschaikowsky wird sich hoffentlich in den Konzertplänen widerspiegeln.
Dass nun am 10. Januar Georg Katzer 80 wird, sei hier als Gratulation an den Elektronik-Pionier vermerkt, auf dass er sich in seiner Enklave in Zeuthen bei bester Gesundheit feiern lassen kann. An Peter Ronnefeld, der vor ebenfalls acht Jahrzehnten in Dresden geboren wurde, erinnerte erst kürzlich die Semperoper mit der verspäteten Erstaufführung seiner Oper „Nachtausgabe“ in Deutschland. Tragischerweise muss die Musikwelt zugleich den 50. Todestag dieses früh Vollendeten begehen.
Ein ganzes Jahrhundert vor ihm ist Alexander Skrjabin in seiner Geburtsstadt Moskau gestorben, der Kompositionstechniker und synästhetische Verflechter von Farbspektren mit musikalischen Ausdrucksformen ist nur 43 Jahre alt geworden. In den Konzertsälen ist seine Musik heute beinahe zu einer Rarität geworden. Wie schön wäre es doch, wenn sie in aller Pracht wieder aufblühen könnte.
Für mich persönlich ist 2015 das Jurowski-Jahr. Die Jurowskis sind eine Dynastie in der Welt der Musik. Sie kennen das doch: Die Oistrachs, die Sanderlings, die Järvis. Mehr solcher Musikfamilien gibt es heutzutage doch nicht. Nur eben noch die Jurowskis.
Der Dirgent Michail Jurowski ist sozusagen die Vaterfigur. Er war Ende der 1980er Jahre fest an der Semperoper engagiert, wo er überwiegend Ballettaufführungen geleitet hat. Zehn Jahre später wurde er Chefdirigent an der Oper Leipzig und hat dort unter anderem Schostakowitschs Oper „Die Nase“ aufgeführt. Ein weiteres Jahrzehnt danach hob der Maestro die Internationalen Schostakowitsch-Tage Gohrisch mit aus der Taufe und wurde dort längst zum regelmäßigen Gast. Das geht nicht zuletzt auf die persönliche Bekanntschaft mit diesem Komponisten zurück.
Der war ein enger Freund von Jurowskis vor einhundert Jahren geborenem Vater Wladimir Jurowski. Dessen Kompositionen harren derzeit noch der Wiederentdeckung. Michail Jurowski, der Ende des Jahres seinen 70. Geburtstag begeht, sieht sich da in der Pflicht und wird das Werk des Vaters gebührend ins Licht rücken. Gut möglich, dass ihm da seine in Antwerpen und Gent sowie in Glyndebourne und London wirkenden Söhne Dmitri und Wladimir hilfreich zur Seite stehen.
Wir werden 2015 viel zu hören – und zu feiern – haben. Bis nächsten Freitag –
Michael Ernst