Dass jeder Semperopernball ein ganz besonderes, völlig unvergleichlich rauschendes Fest ist, steht außer Frage. Aber der Grund ändert sich: Dieses Jahr feiert man den zehnten Ball und hat – so viel Realitätsbezug darf sein – sogar im Programm aufgenommen, dass Dresden eine internationale Stadt ist. „Für ein weltoffeneres Dresden“, nennt es der Semperopernballvereinsvorsitzende Hans-Joachim Frey und gibt das neue Ballmotto bekannt: Dresden jubelt. Dresden heißt: die Welt willkommen. Vor lauter Vorfreude können wir über den völlig überflüssigen Doppelpunkt hinwegprosten, denn das ist Programm: Wenn die russische Sopranistin Aida Garifullina (Frey: „Und wenn dieses zauberhafte Gesicht dann ihren ganz großen Durchbruch hatte, können wir sagen: In Dresden ist sie auch schon gewesen.“) das Trinklied aus Verdis La Traviata anstimmt, trinken alle mit. Denn dieses Jahr gibt’s keinen kleinen Plasikanstecker, der nervös blinkt, sondern immerhin ein Glas Sekt für alle Theaterplatzzuschauer. Auch neu: Der MDR überträgt dieses Jahr fünf Stunden beste Unterhaltung. Sieben Moderatoren werden die verschiedenen Gruppen Theaterplatzzuschauer, Radiohörer von MDR JUMP, Fernsehballfans und natürlich auch die, die Geld oder Bekannte für drinnen hatten, durch den Abend führen. Der Autor der Moderationstexte und Kreateur des Semperopernballvereins Oliver Spiecker dachte sich noch was aus: Der Semperopernball wird sich selbst beziehungsweise der Oper eine Krone aufsetzen, und zwar in Form eines fulminanten Feuerwerks. Diese Krönungsszene wird sich auch in einem der „sogenannten Programmschnipsel im klassischem Bereich“ (Frey) wiederfinden.
Zum ersten Mal dürfen die Drinnengäste übrigens Genießer einer Live-Versteigerung auf dem Ball werden. Unter den Hammer kommt „Das Wasserkleid“ von Christian Ludwig Attersee, bereits jetzt mit mehreren tausend Euro auf dem Kunstmarkt eingeschätzt. Schließlich wurde Roland Kaiser als Mitternachtsact angekündigt, der eigens arrangierte Kaiserwalzer soll von allen mitgesungen werden und findet deswegen auch draußen auf dem Platz statt. Sein anschließendes Konzert wird – ganz Semperopenairball – auch nach draußen übertragen, wo man sich die Zeit bis Mitternacht auch mit Selfie-machen vertreiben kann: Die Semperopernball-App ermöglicht es, vom 27. Januar an, Selbstportraits mit dem Handy zu knipsen und hochzuladen. Diese werden dann zu einer riesigen Collage vereint, sodass jeder Besucher sein Gesicht verewigen kann. Nicht zuletzt gibt es in diesem Jahr „so viele Preisträger wie noch nie!“ (Frey), darunter Wolfgang Stumpf und Iris Berben. Nun macht die inflationäre Verteilung des Ordens ihn nicht wertvoller. Aber er wird öfter bejubelt. Was will man mehr?