Gestern stellte das Europäische Zentrum der Künste Dresden HELLERAU sein Jahresprogramm für 2015 vor. Prall gefüllt ist der Kalender schon bis zur Jahreshälfte; einige der besten Tanzcompanies der Welt geben sich in Hellerau die Klinke in die Hand. Neben bekannten Companies und Choreografen wird es auch neue Kooperationen geben, der Mix aus Tanz, Musik, Theater und Ausstellungen wird die Künste in den Dialog setzen. Neben thematisch geprägten Festivals wird im Frühsommer zum ersten Mal das „Internationale Tanzfestival Dresden“ stattfinden.
Die aktuellen Ereignisse in Dresden werden vom Europäischen Zentrum der Künste sehr genau wahrgenommen und mit tiefer Besorgnis verfolgt – für die Kulturinstitution ist es eine Selbstverständlichkeit, darauf zu reagieren: „HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden ist ein internationales Zentrum der zeitgenössischen Künste und Künstler aus aller Welt“, so der Intendant Dieter Jaenicke, „gleichzeitig übernehmen wir soziale Verantwortung und engagieren uns für ein weltoffenes Dresden, programmatisch und mit konkreten Aktionen.“ – Davon künden nicht nur die beiden symbolischen Türen mit der Aufschrift „Refugees welcome“ vor der Tür, HELLERAU erneuerte auch sein Angebot an die Stadt, Flüchtlinge aufzunehmen, das bereits vor sieben Wochen geäußert wurde – bislang hat die Stadt Dresden nicht darauf reagiert.
Zu den Höhepunkten 2015 gehört die Jahreseröffnung mit dem enfant terrible der französischen Tanzszene, dem Choreografen Olivier Dubois und seiner Tragédie am 22.01. Am selben Tag wird in HELLERAU die Ausstellung Schizophrenia Taiwan 2.0 eröffnet. Im neuen Format Floor on Fire am 31.01. findet ein Tanzwettstreit der besonderen Art statt: Breakdancer treten gegen Ballett-Solisten und zeitgenössische Tänzer an. Für Dance transit.PRAHA.LEIPZIG.DRESDEN vom 08.02.–06.03. verbindet sich HELLERAU mit dem LOFFT Theater in Leipzig und den Theatern Archa und Ponec in Prag zu einem gemeinsamen Festival, das die freien Tanzszenen der drei Städte vorstellt. THE FORSYTHE COMPANY ist mit drei Aufführungsblöcken im Februar, Juni und Oktober im HELLERAU-Programm vertreten, unter anderem im Februar mit einer Dresden-Premiere, der Wiener Fassung von YES WE CAN’T.
Eine Weiterführung von Dance Dialogues Africa im Jahr 2015 bilden die Gastspiele von Gintersdorfer/Klaßen mit Not Punk, Pololo am 13./14.03. und Michel Kiyombo (DR Congo) mit Masu Kaino am 14./15.03. Im April wird mit zwei Theaterperformances der italienischen Kompanie MOTUS die Fragestellung nach der „Festung Europa“ und dem Umgang mit demokratischen Grundwerten vertieft: Alexis. Eine griechische Tragödie am 17.04. und Caliban Cannibal am 18.04. (Deutsche Erstaufführung). Zeitgleich erfindet die Performancegruppe Interrobang in ihrer interaktiven Aufführung Preenacting Europe die Zukunft Europas neu (17. / 18.04.).
Musikalisch wird HELLERAU sich in diesem Jahr – neben den fortgeführten Reihen Feature Ring und Dienstagssalon mit drei großen Projekten präsentieren: Ekkehard Klemm dirigiert am 11.04. Georg Katzer’s Medea in Korinth. Diese Aufführung oratorischer Szenen nach einem Libretto von Christa und Gerhard Wolf ist eine Koproduktion mit dem Konzerthaus Berlin und den Singakademien Berlin und Dresden. Am 19.04. spielt das MDR Sinfonieorchester das zeitgenössische Programm Polymorphia von Krzysztof Penderecki im Festspielhaus Hellerau, auf dem Programm steht dann weiterhin ein Konzert für Turntable und Orchester – Kristjan Järvi dirigiert. Im Herbst wird es dann in einer Kooperation mit den Landesbühnen Sachsen eine Uraufführung des Komponisten Oliver Korte geben.
Eine besondere Theaterproduktion, die jüngste Arbeit von Thorsten Lensing, Karamasow von Fjodor Dostojewskij, ist am 08./09.05. als besonderes Theaterhighlight in HELLERAU zu sehen. In Kooperation mit den Dresdner Musikfestspielen gastiert am 22./23.05. GöteborgsOperans Danskompani. Erfreut vermeldete Hellerau, dass im Herbst mit dem Cullberg Ballet eine weitere führende Companie aus Schweden gastieren wird, dann im Rahmen des „Nordwind Festivals“ im November.
Beim Internationalen Tanzfestival Dresden (19.06.–08.07.) präsentieren HELLERAU, Semperoper und Staatsschauspiel gemeinsam hochkarätige Tanz-Performances. Die israelische Company Batsheva wird in diesem Rahmen in HELLERAU vom 19.06. bis zum 21.06. eine neue Kreation aufführen. Außerdem präsentiert Anne Teresa de Keersmaeker mit ihrer Tanzgruppe ROSAS und dem Ictus Ensemble aus Belgien am 26./27.06. das Tanzstück Vortex Temporum. Am 4. Juli endet die Spielzeit mit der Saxonz Break Championship, bei der die besten sächsischen Breakdancer um die Qualifikation für das Battle of The Year gegeneinander antreten.
Bereits jetzt schon sollte man sich den September vormerken: Das Festival RomAmoR (07.-30.09.) startet dann mit einem ersten Aufführungsblock und wird sich bis in den April 2016 erstrecken. Es widmet sich in Konzerten, Installationen, Performances und Round Tables den kulturellen Identitäten und der gegenwärtigen Situation von Roma und Sinti. Im September steht eine Werkschau mit Arbeiten des bedeutendsten Vertreters des Avantgarde-Flamenco, dem spanischen Choreografen Israel Galván, im Zentrum. Sie umfasst Galváns selten gezeigtes Stück Solo und seine Arbeit Lo Real. Auch TOROBAKA, ein von HELLERAU 2014 koproduziertes Stück, welches Galván mit dem Choreografen Akram Khan entwickelt hat, wird für RomAmoR wiederaufgenommen.
Weiterhin wird es Aufführungen von DEREVO und der etablierten Reihe LINIE 08 geben (u. a. bei der Langen Nacht der Theater am 21.3.), das CYNETART-Festival findet dieses Jahr vom 12.-18.11. statt. Bereits ab 27.4. wird unter dem Titel SHAPE: NETWORKING TOMORROW’S ART FOR AN UNKNOWN FUTURE ein neues Projekt der Trans-Media-Akademie vorgestellt. Mit She She Pop und ihrer Produktion Frühlingsopfer ist im Oktober (16./17.10) ein weiteres Theaterhighlight in HELLERAU zu sehen. Im Sommer beginnt in HELLERAU zudem ein neues Projekt, der internationale Fotowettbewerb PORTRAITS – HELLERAU Photography Award 2015.
Alle Programme, Festivals und Tickets: hellerau.org
Fotos: Bengt Wanselius (Göteborg) / Francois Stemmer (Dubois)