Wie wäre es, wenn wir an einem Tag wie diesem einmal nicht nur zurückblickten, sondern um uns herum schauten, weit aus dem Elbtal heraus, und mal tüchtig nach vorn dächten? Sähe da so ein 13. Februar, und wenn es auch das schwärzeste Datum in der Geschichte dieser Stadt gewesen ist, nicht ganz anders aus?
Dieses Datum erscheint nicht in diesem oder jenem Licht, es lässt sich nicht begreifen, wahrscheinlich nicht mal verstehen – und wenn doch, dann nur ziemlich persönlich, von den eigenen, subjektiven Erfahrungen geprägt. So verstanden, geht es nicht an, diesen Tag zu missbrauchen. Jeder Versuch ist zum Scheitern verurteilt.
Leid lässt sich nicht relativieren. Von Nachgeborenen und Zugezogenen schon gar nicht. Aber wenn das Gedenken einen Sinn haben soll, dann doch wohl in erster Linie, um aus dem Gewesenen etwas für die Zukunft zu lernen. Geschichte begreifen heißt, die Welt zu verbessern. Es gab eine Zeit, da war dieses Ziel Konsens. Nur im Lernen, im ehrlichen Versuch, zu verstehen, wird man den Opfern gerecht werden können. Sollte dies nicht das Anliegen aller an solch einem Tag sein?
Vielleicht hören wir uns deswegen Mauersberger, Schostakowitsch und Rossini an. Hören Musik statt Parolen. Denn die bewegt Herzen und Hirne, sie ergreift und weckt etwas rar Gewordenes: Demut. Aus diesem Empfinden heraus, aus schmerzlich empfundener Einsicht ist diese Musik entstanden. Wenn wir ihr gerecht werden wollen, werden wir auch diesem Datum gerecht. Oder umgekehrt?
Bis nächsten Freitag,
Michael Ernst