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Alliterationen von gestern

Image1Gestern* war nicht nur Frühlingsanfang, sondern auch noch der von den Vereinten Nationen beschlossene Tag des Glücks. Und obendrein der Weltschlaftag. Bringen Sie das nur nicht durcheinander, sonst verschlafen Sie schlimmstenfalls Ihren ganz persönlichen Glückstag. Obwohl er partiell ja etwas finster gewesen ist, dieser 20. März 2015.

Richtig, die Sonnenfinsternis. Keine totale, aber ausreichend, sich die Netzhaut verbrennen zu lassen. Da aber die Medien unisono vehement davor gewarnt hatten, mit bloßem Auge zum Mond zu schauen, wenn er sich vormittags auf direkte Linie zwischen Erde und Sonne schiebt, sollte es dazu wohl nicht gekommen sein. Gibt ja kaum ein anderen Thema, das ähnlich beherrschend gewesen ist wie diese Finsternis. Ein Finger vielleicht noch. Ein griechischer Finger, der wahrscheinlich eine Fälschung oder aber dessen Fälschung eine Fälschung gewesen ist. In jedem Fall Fake. Fernsehen halt. Ja, haben wir denn wirklich keine anderen Themen? Wer sich zum Frühlingsanfang mit Stinkefingern beschäftigen muss, ist ganz schön auf den Hund gekommen. Den falschen.

Frankfurt, auch so ein F-Wort. Da hat sich dieser Tage die politische Kriminalität ausgetobt. Sie erhebt sich in deprimierender Arroganz bis zu 200 Meter hoch über den Banken- und Börsenmoloch, hat alles in allem rund 1,3 Milliarden Euro gekostet, obwohl der ursprüngliche Plan dafür „nur“ 500 Milionen öffentlicher Gelder zu verschwenden vorgesehen hatte. Dass Fäuste und Farbbeutel flogen, scheint geradezu absichtsvoll in Kauf genommen worden zu sein. Ändert aber nix.

Da sind die geplanten acht Milliarden Euro wirkungsmächtiger angelegt, die flott für fiese Rüstung verpulvert werden sollen. So viel dürfte nämlich selbst Frau von der Leyen begriffen haben, dass mehr Waffen immer auch mehr Gewalt und Leiden bedeuten. Anders selbstkritisch räumt sie ein, diese gewaltige Summe für den Bundeswehretat „nicht optimal verhandelt“ zu haben. In der freien Wirtschaft wäre das ein sofortiger Rücktrittsgrund. Aber dann gäbe es ja auch all diese Dobrindts und Schäubles längst nicht mehr in ihren Ämtern. Nicht optimal dürfte auch das – angesichts solcher Finanzdesaster eher marginale – Rathaus von Dresden in seiner andauernden Renovierungsphase verhandelt worden sein. Immerhin gibt es da jetzt drei Wege, auf denen die Kosten so oder so in den dreistelligen Millionenbereich steigen.

Wenn das die – zufällig ausgewählten – Flops des Frühlings sind, bleibt nur die Flucht. Flucht in die Musik. Was steht da an auf der persönlichen Agenda? „Paradise Reloaded“, heute Abend in Chemnitz. Die deutsche Erstaufführung der Oper von Peter Eötvös – ausgerechnet zum Frühlingsbeginn das verlorene Paradies. Immerhin geht es – ein Trost? – um eine Frau, um Lilith, das allererste dieser zauberhaften Wesen. Das sicherlich schönste Frühlingsthema.

Bis nächsten Freitag,

Michael Ernst

*) Passend zum Weltschlaftag erscheint die Freitagskolumne erst am heutigen Samstag – da der Kolumnenzeichner in den Ferien weilt und die feltfeiten Fernverbindungen eine pünktliche Lieferung verhinderten…

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