Er wolle sich einen angenehmen Lebensabend gönnen, sagt Peter Schreier, dessen Namen man immer noch gern mit dem Attribut Startenor dekoriert. Als ein solcher hat er sein Leben lang die Menschen in aller Welt begeistert, nach dem Ende seiner Sängerlaufbahn blieb er dem Publikum noch lange Zeit als Konzert- und Oratoriendirigent treu. Den angenehmen Lebensabend hat er sich also redlich verdient. Damit gehört Peter Schreier auch nicht zu den Künstlerpersönlichkeiten, die ihren Abschied von der Bühne wieder und wieder hinauszögern, bis es (im schlimmsten Fall) irgendwann unangenehm wird. Der Dresdner Musiker hat einen Schlussstrich gezogen und hält sich daran. Bis jetzt.
Nun hat er unumwunden eingestanden, dass er wortbrüchig wird. Konzertmeister Wolfgang Hentrich hat ihn überredet, für eine gute Sache noch mal ans Pult der Dresdner Philharmonie zu treten. Am 20. September wird dann Achtzigjährige ein Benefizkonzert für die Konzertorgel im neuen Saal des Kulturpalastes geben und Mozarts Requiem KV 626 sowie dessen Vertonung des „Ave verum corpus“ KV 618 dirigieren. Schreier hat dafür eine Reihe ihm eng verbundener Sängerinnen und Sänger gewinnen können. So werden Ute Selbig (Sopran), Britta Schwarz (Alt), Erik Stoklossa (Tenor) und Sebastien Wartig (Bass) mit von der Partie sein. Dass ein Ex-Kruzianer somit zwei Ex-Kruzianer im Bunde hat, ist darüber hinaus ein schöner Zufall. Gemeinsam mit der Philharmonie musiziert der Philharmonische Chor Dresden.
„Dafür werde ich gern wortbrüchig!“
Für die Dresdner Philharmonie sowie für eine neue Orgel in dieser Stadt werde er gerne wortbrüchig, betonte Peter Schreier am Mittwoch. Besonders freue ihn, dass die Bautzener Firma Eule dieses 60 Register umfassende Instrument mit 4.000 Orgelpfeifen herstellen und einbauen soll, denn die bürge für Qualität. Für die Kosten von 1,3 Millionen Euro ist der Förderverein der Philharmonie unermüdlich tätig und hat sich vorgenommen, eine Million davon aus Spendenmitteln zu sammeln. Mit diesem Konzert – das auch anlässlich des 80. Geburtstags von Peter Schreier ausgerichtet wird – dürfte diesem Ziel sehr nah gekommen werden.
Und dafür begeht der Künstler auch einen zweiten Wortbruch, denn als Kuratoriumsmitglied im Förderverein Konzerthaus engagiert sich Peter Schreier eigentlich für einen Neubau, der für beide großen Dresdner Orchester (und Gastensembles) da sein sollte. Es sei ein Unding, dass eine Stadt wie Dresden diese Chance nicht wahrnehme.
Im November wird der Meister übrigens noch ein weiteres Mal als Dirigent zu erleben sein. Dann leitet er im Hygiene-Museum einen Mendelssohn- und Mozart-Abend und kehrt damit gewissermaßen an den (freilich umgebauten) Konzertsaal seiner Kruzianerzeiten zurück.
Karten für das Mozart-Requiem am 20. September 2015 (18.00 Uhr Kreuzkirche) ab sofort im Vorverkauf (8 bis 50 Euro)