Die 23-jährige Französin hat gestern ein Konzert im Jazzclub Tonne gespielt, und, wie Clubleiter Steffen Wilde einleitend bemerkte, so nah wird man ihr wahrscheinlich nie wieder kommen. Denn in Frankreich geht sie nicht auf Club-, sondern auf ausgebuchte Konzerthallentournee.
Entsprechend waren sie und ihre Musiker auch vorbereitet. Nina Attal und ihre siebenköpfige Band haben eine erstaunliche musikalische Leistung präsentiert, und eine beeindruckende Show geliefert. Jeder Griff, jede Note saß, und kam gleichzeitig mit voller Emotion beim Publikum an. Vor allem waren das satte beats, im ganzen Körper vibrierende dicke wie schlanke Bässe, und eine sagenhafte Leistung der Frontfrau, die mal kniete, mal tanzte, mal hüpfte, und egal in welcher Körperhaltung sie sich gerade befand, oder wie intensiv sie zur Musik ihrer Band abgerockt hatte, immer genau wusste, wo sie sich musikalisch befand, perfekt intonierte. Und dem Publikum die Liedtexte regelrecht um die Ohren pfefferte – die Emotionen, die sie musikalisch in Songs verfasst und gestern im Jazzclub präsentiert hat, kamen in einer unglaublichen Emotion und mit einer sagenhaften Energie von der Bühne geschwappt.
Gleich im ersten Song war sie multi-instrumental unterwegs. Nina singt nicht nur, sie beherrscht neben diversen Perkussionsinstrumenten auch ihre elektrische Bluesgitarre, und hat in den Stücken überzeugende Begleitungspattern, Blues-Licks und Improvisationen zu den unterschiedlichsten musikalischen Genres geliefert. Die überzeugendsten Stücke waren das als persönlicher Meilenstein angekündigte, sehr berührende „Good Guy“, was Nina klavierspielend ohne Band anstimmte. Doch auch auf der Gitarre stand sie allein auf der Bühne, während sich ihre Jungs derweil draußen eine Zigarette gönnten: auch das selbst begleitete Filmcover „Freedom“ ging unter die Haut. „Denn das Leben hat mir in den letzten Tagen zu viele Tricks gespielt“ sang sie sehr überzeugend. Die coolsten Grooves funkte es dem Publikum in „Ain´t Gone“ entgegen.
An den Bewegungen von Nina und ihren Jungs erkannte man, dass die Musiker eine größere Bühne gewohnt sind, und alle Tricks einer guten Showband auf Lager hatten. Mal steppte Nina im Gleichschritt mit ihrem Gitarristen, mal kniete sie sich vor ihrem Saxophonisten oder mit ihrer Gitarre hin, mal battelte sie mit dem Bassisten um die charmantesten Hüftschwünge. Und immer wieder veränderte sie die Position auf der Bühne. So locker, wie sie sich bewegte, sang und spielte sie auch. Die musikalische Reife, die sie in ihren jungen Jahren bereits ausstrahlt, war das Beeindruckendste am gesamten Konzert. Ihr erster Ausbruch von der Bühne führte sie, auf der über Funk abgenommenen E-Gitarre improvisierend, quer durch den Raum. Zum letzten Stück tanzte sie sogar auf dem Ausschanktresen rum, und heizte dem Publikum ein.
Wie sie auch im Interview ankündigte – ihre Musik ist geprägt von afroamerikanischen Wurzeln. Interessant, wie sich diese in einer so zart gebauten aber nicht minder energetischen, jungen Französin verinnerlicht haben.