In Dresden ist er als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle in der direkten Nachfolge des einstigen Hofkapellmeisters Richard Wagner angestellt. In dessen Geburtsstadt Leipzig nahm Christian Thielemann nun den Wagner-Preis entgegen. Die Dotierung mit zehntausend Euro mag ihm gleichgültig sein oder zumindest nachrangig erscheinen, doch die huldvollen Worte wird er sich merken.
„Wenn es jemanden gibt, der diesen Preis mehr schmückt als der Preis ihn, dann sind es Sie“, hieß es in der Laudatio von Peter Korfmacher, der Thielemann einen „Dirigenten mit magischen Händen“ nannte. Das hat, man mag es kaum glauben, den Wagner-Heroen geradezu verlegen gemacht. „Man wird ja ganz rot …“, gab sich der Maestro bescheiden, und fühlte sich dennoch „ertappt“. Das kann wohl nur so verstanden werden, dass der derzeit führende Wagner-Dirigator von Berlin bis Bayreuth und eben auch Dresden (in Wahrheit findet „sein“ Wagner längst weltweit Gehör) sich seiner Verdienste um den Dichter-Komponisten durchaus bewusst ist.
„Das ist ein toller Preis“, den er da am 28. Mai in der Leipziger Oper in die Hände bekam. Eine Statuette des namensgebenden Tonsetzers, die auf dem Entwurf eines Denkmalsockels von Max Klinger fußt, und den Dirigenten sogleich zu einem Statement ermuntert: „Wagner ist Wagner und bleibt Wagner. Und ich lasse mich nicht davon abbringen.“
Da hatte indes auch niemand vor. Der Dirigentenkollege und Opernintendant Ulf Schirmer schon gleich gar nicht: Ihn begeistere „die naturereignishafte Weise“ von Thielemanns Musizieren. „Etwas das von innen kommt, etwas, das aufbricht.“ Sagte es und huschte nur wenig später ans Pult, um Wagners „Rheingold“ zu dirigieren. In Leipzig sind nämlich Richard-Wagner-Festtage. Das veranlasste auch den Vorstandsvorsitzenden der dortigen Wagner-Stiftung zu dem Bekenntnis, Thielemann sei der Wagner-Interpret schlechthin.
Der gebürtige Berliner steht mit dieser Ehrung, die in Wagner-Jahr 2013 erstmals vergeben worden ist, in einer denkbar feinen Traditionsfolge. Der erste Leipziger Wagner-Preis ging an den profunden Wagner-Kenner Friedrich Dieckmann, 2014 erhielt Ewa Michnik, Generalmusikdirektorin und Intendantin der Oper Wroclaw, den Preis. Die bringt in wenigen Tagen den „Fliegenden Holländer“ – nein, nicht auf die Bühne – als Open-Air-Premiere heraus.
Wagner-Preisträger Christian Thielemann wird – zumindest für jene, die irgendwann zu Beginn des Jahrtausend ihre Karten bestellt haben – ab Ende Juli mit „Tristan und Isolde“ in Bayreuth zu erleben sein.