Anzunehmen ist, dass diesmal der amtierende Chefdirigent des Hauses, Christian Thielemann, ein gewichtiges Mitspracherecht bei der Ernennung hatte, nachdem den letzten Intendanten eine renommiert besetzte Expertenkommission nach Dresden gelobt hatte. Nicht gerechnet hatte der damalige Kandidat Serge Dorny, der sich bis heute im Rechtsstreit mit dem Freistaat befindet, offenbar damit, dass im Hause bereits künstlerische und vertraglich abgesicherte Strukturen geschaffen wurden, die sich auch nicht so einfach in neue Richtungen umbiegen lassen. Klug also mutet die jetzige Entscheidung an, keinen alles und jeden überstrahlenden Namen ans Haus zu verpflichten. Bei Theiler gilt’s der Kunst, und er hat schon von vornherein bescheiden klargemacht: „Es ist für mich eine Ehre, dass ich meine langjährige Erfahrung als Intendant jetzt in so einem großen und renommierten Haus wie der Semperoper einbringen darf. Dieser Verantwortung werde ich im Bewusstsein der Tradition von Staatsoper und Staatskapelle Rechnung tragen.“
Der 59-Jährige wird sein Amt mit der Spielzeit 2018/2019 antreten. Theiler hat in vielen Theatern und Opern der Schweiz, Frankreichs und Deutschland in verschiedenen Funktionen gearbeitet – viele Jahre davon auch als Intendant. Die Kunstministerin erklärte zu seiner Ernennung: „Auch, wenn er noch nicht hier gearbeitet hat, Peter Theiler kennt Dresden.“ Wer könnte das sonst von sich behaupten? Wir jedenfalls sind immer wieder überrascht.
Am kommenden Dienstag wird sich Peter Theiler an seiner künftigen Wirkungsstätte vorstellen.
Geboren am 25. Mai 1956 in Basel, studierte Peter Theiler Geschichte und Deutsche Literaturwissenschaft. Er war als Regieassistent am Grand Théâtre de Genève und an der Oper Frankfurt beschäftigt. Dort hat ihn die regelmäßige Zusammenarbeit mit der Regisseurin Ruth Berghaus beeinflusst. In der Spielzeit 1987/88 erhielt er sein erstes Engagement als Regisseur am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen, ein Jahr später wechselte er als Betriebsdirektor und Regisseur an die Opéra de Nice.
Von 1991 bis 1995 war Peter Theiler Direktor der „Perspectives“, dem einzigen französischen Theaterfestival außerhalb Frankreichs mit Sitz in Saarbrücken. Parallel dazu übernahm er einen Lehrauftrag für szenischen Unterricht am Opernstudio der Musikakademie Basel. Von 1994 bis 1996 war Theiler als Oberspielleiter der Oper am Nationaltheater Mannheim engagiert. Mit der Saison 1996/1997 ging er als Direktor des Städtebundtheaters Biel-Solothurn zurück in seine Schweizer Heimat. In der Spielzeit 2001/2002 übernahm er als Generalintendant die Leitung des Musiktheaters im Revier in Gelsenkirchen. 2008 wurde er als Staatsintendant an das Staatstheater Nürnberg berufen.
Peter Theiler ist regelmäßig Juror bei internationalen Gesangswettbewerben, engagiertes Mitglied des Deutschen Bühnenvereins sowie Vorstandsmitglied der Chambre Professionnelle des Directions d’Opéra in Paris. Für sein Engagement zur Vermittlung des französischen Theaters in Deutschland wurde er 1996 vom französischen Kulturminister zum „Chevalier des Arts et des Lettres“ ernannt. Mit der Verleihung des Grades eines Offiziers im gleichen Orden ehrte ihn Frankreich im Herbst 2004 noch einmal für seine grenzübergreifende Arbeit im Dienste der französischen Kultur.