Statt dessen aber wird ganz professionell Medienarbeit betrieben. Und auf eine Pressekonferenz verwiesen, die inhaltliche Schwerpunkte dieser neuen Amtsbezeichnung erläutern soll. Künstlerischer Berater der Bayreuther Festspiele war Christian Thielemann ja schon längst. Was also wird er als Musikdirektor anders machen? Oder gibt es diese Pressekonferenz wirklich nur wegen eines Parkplatzschildes? Denn um die zwei Halbschwestern, von denen die eine der anderen das Bleiberecht streitig machen soll, während die andere das vielleicht längst schon wieder vergessen hat, dürfte es in dieser Posse kaum gehen.
Alles Provinz, hämt währenddessen die Großstadtpostille von den Ufern der Spree. Aber sie vergisst ganz und gar, dass diese „Provinz“ längst ihre (ursprünglich hauptstädtischen) Fühler überall drin hat, wo es um global anerkannte Musikfeste geht. Mit Christian Thielemann ist die Sächsische Staatskapelle an die Salzach gegangen und hat den Osterfestspielen Salzburg zu neuem Glanz verholfen. In Dresden fand Thielemann zahlreiche Musikerinnen und Musiker wieder, die er von seinen Dirigaten in Bayreuth schon kannte; gemeinsam zelebrieren sie nun Sommer für Sommer grandiose Wagner-Aufführungen.
Im aktuellen Jahrgang ist Dresden obendrein noch mit weiteren Wahl-Dresdnern präsent: Zur Eröffnungspremiere von „Tristan und Isolde“ wird Evelyn Herlitzius die weibliche Titelpartie singen. Anja Kampe, die diesen Part von der ursprünglich angekündigten Eva-Maria Westbroek übernahm, hat ihre Rolle kurzfristig zurückgegeben. Verständlich, wenn man ausschließlich daran denkt, dass sie ja auch noch die Sieglinde in der „Walküre“ zu bewältigen hat. Fragwürdig allerdings, wenn man tiefere Hintergründe bedenkt. – Gibt es da etwa tatsächlich den im Blätterwald raschelnden Zusammenhang mit der Ernennung von Kyrill Petrenko als Nachfolger von Simon Rattle bei den Beliner Philharmonikern? Kaffeesatzleserei.
Fraglos aber ist neben der berechtigten Vorfreude auf eine stimmlich und spielerisch überzeugende Evelyn Herlitzius mit Christa Mayer und Georg Zeppenfeld als Brangäne und Marke zwei weitere Solisten der Semperoper in Bayreuth wieder präsent. Von Provinz kann da keine Rede sein. Und Parkplatzprobleme dürften auch sie keine haben.
Bis nächsten Freitag –
Michael Ernst