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P-p-p-pilllll-p-pillnitz

Das Duo Friend ’n Fellow ist seit ein paar Monaten mit seinem neuen Album „About April“ auf Tournee. Am Sonnabend vor einer Woche spielten sie in der bis auf den letzten Sitzplatz gefüllten Weinbergkirche in Pillnitz. Vom ersten Ton an hatte das aus Constanze Friend und Thomas Fellow bestehende Duo das Publikum auf seiner Seite und erschuf mit ergreifendem Gesang und virtuosem Gitarrenspiel eine unvergessliche Stimmung. Verstärkt wurden die Musiker übrigens nicht mit einer üblichen PA. Der Veranstalter Radio Körner hatte für das  Konzert aus der Serie „Live Music meets HiFi-Konzert“ hochwertige HiFi-Elemente miteinander kombiniert, deren Zusammenklang die Kirche hervorragend mit Klang füllte.

FRIEND `N FELLOW in Aktion

Zwischen eigenen Kompositionen und ein paar brillant ausgefeilten Coverversionen von bekannten Songs aus Jazz, Pop und sogar Country erklangen am Sonnabend in der Weinbergkirche  vor allem solche Stimmungen und musikalische Momente, die das Duo Friend ’n Fellow bekannt gemacht haben. Momente, die nicht nur bezeugen, dass die Formation aus zwei talentierten Solokünstlern besteht, sondern auch solche, die nur dann entstehen, wenn die Musiker während ihrer Performance aufeinander eingehen, um dieselbe Sprache zu sprechen, dieselbe Geschichte zu erzählen und denselben musikalischen Gedanken live vor dem Publikum zu entwickeln. Oder um gegensätzliche Haltungen zum gleichen Thema musikalisch auszuformulieren. Kurzum, Friend ’n Fellow schafften es, im intensiven Zusammenspiel das Publikum stets zu unterhalten, und mit den unterschiedlichsten musikalischen Bildern zu inspirieren.

So brillierte Constanze Friend mit ihren beeindruckend schönen Vokalläufen, und mit gleichsam berührenden wie fantasievollen Improvisationen. Die Art und Weise, in der sie Songs interpretiert, geht unter die Haut. Mal fast geflüstert, mal kraftvoll gebettet – die Lieder, welche Constanze Friend am Abend performt hat, erklangen in den unterschiedlichsten emotionalen Stimmungen und erzählten auf diese Weise jedes seine ganz eigene Geschichte.
Besonders in den tiefen Lagen klang in ihrer Stimme die gesungene Story nach – samtig weich, einladend, vielleicht so reif wie der vollmundige Wein aus den Pillnitzer Bergen, den viele Zuhörer vor dem Konzert genossen haben.

Die beiden Musiker improvisierten in beeindruckender Art und nutzten ihre Instrumente in selten gehörten Spielarten. Thomas Fellow spielte, zupfte, schlug, strich und kratzte über sein Instrument, um den Stimmungen in Constanzes Texten ein Fundament zu verleihen. Es war ein besonderes Erlebnis, ihn mit seinen zwei Solostücken zu erleben. Und wie er sich mit humorvollen Worten selbst ankündigte, und die Themen seiner eigenen Kompositionen witzig auf den Punkt brachte: zuerst erklang ein Stück „über eine Frau, die keine Probleme hat“. Und danach dann eben das Stück über eine Frau, die dafür umso heftigere Probleme hat – Medusa ließ hier grüßen.
Die Stücke lebten von  intensiven Kontrasten, perkussiv ausgespielten Stimmungen, und schönen, virtuos geführten Melodien.

Auch Constanze Friend interpretierte ein Stück allein. Der Sängerin aus Weimar gelang es,  ihr Publikum vor allem  mit Solos zu beeindrucken, bei denen sie aus minimalistischen Phrasen improvisierte Geschichten entwickelt, und diese  singend erzählt hat. Der Name des Veranstaltungsortes wurde von ihr gesanglich wie auch perkussiv in einer Solo-Scat-Performance dargestellt. P-p-p-pilllll-p-pillnitz! Selbst der Name ihres Duopartners wurde zur Grundlage einer Improvisation. Dieser kreative Umgang  mit musikalischem Material behandelte auch Themen, die keiner erwartet hätte, überraschte das Publikum, und veranlasste mehrmals zu ausgelassenem Lachen, Kichern und Staunen.

Doch nicht nur das Scatten von Constanze Friend zeugte von ihrer Kreativität. Auch die Themen, über welche sie Songs geschrieben hat, überraschten das Publikum. Eines der neuen Lieder handelte von einem Hund namens Cora. Die Idee zu dem Song kam  ihr, wie sie dem Publikum mitteilte, während eines Spazierganges durch einen düsteren Park im heimatlichen Weimar an einem verregneten Tag. Passend zu dieser Stimmung kamen ihr damals zwei Gestalten entgegen. Zum einen war das ein schwarzer Hund, zum anderen war es das Herrchen, welches einen dunklen Regenmantel trug. Konträr zu dieser Stimmung beeindruckte die Songwriterin das, was kurz darauf die Atmosphäre aufhellte: das Herrchen wurf eine neongrüne Frisbeescheibe in die düstere Parklandschaft,  und der Hund flitzte fröhlich springend hinter dem Spielzeug hinterher.
Der Song, der kurz nach dieser Begegnung entstanden ist, berichtet von Gefühlen, die uns Menschen manchmal daran hindern,  das zu tun, was unser Herz begehrt. So singt Constanze Friend davon, dass man tun soll, was man fühlt. Dass man auf sein Herz hören sollte. Ihre Worte hallten beim Publikum wie ein warmer Blickpunkt lange nach. Die Performance des Songes war gesanglich ausgefeilt. Mal bildete die Sängerin ihre Töne aus dem Rachen heraus, um dem Lied einen fast ironischen Twist zu verpassen. Im nächsten Moment kam eine überraschend perkussive Vokaleinlage, gefolgt von einem fantasievollen Solo von Thomas Fellow. Das war es, was das Publikum am Sonnabend geliebt hat. Zuerst singt Constanze Friend davon, dass Fantasie und Lebensfreude so manchen Traum erfüllen werden, und kurz darauf führen die beiden Musiker diesen Gedanken bis zur Extase.

(Fotos: Marion N. Fiedler)

 

 

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