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Guter Klang im schmuckem Zimmer

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Diese Geschichte ist schon mehrfach zitiert worden, kam mir im Sonderkonzert der Sächsischen Staatskapelle anlässlich des 100. Jahrestags der Uraufführung der „Alpensinfonie“ aber wieder in den Sinn:
Ein Musikliebhaber, der vor Jahren nach Dresden kam, wurde gefragt, ob er nun wohl regelmäßig die Philharmoniekonzerte im Kulturpalast besuchen werde? Er winkte ab und verwies auf die miese Akustik in dem Stadthallenambiente. Ah, dann gehe er wohl zur Staatskapelle in die Semperoper? Nein, auch nicht. Keine rechte Konzertakustik im Opernhaus. Hm, könne der Gast denn überhaupt irgendwas Gutes an Dresden finden?! Ja, natürlich, in einer guten Stunde sei das Leipziger Gewandhaus zu erreichen. Der Zugezogene wurde seinerzeit für die ehrlichen Antworten reichlich gescholten, fuhr oft ins Gewandhaus, ging aber trotzdem zu den Konzerten von Philharmonie und Kapelle. Auch der Unterwegs-Philharmonie bleibt er treu und schätzt orchestrale Sternstunden im Semperbau.

Dort hat sich nun die Kapelle mit einem neuen Konzertzimmer beschenkt. Die bisherigen Wände, die zu den Sinfoniekonzerten auf die Bühne gestellt wurden, waren immerhin 23 Jahre alt. Richtig schmuck waren sie nicht, und die Akustik … na, siehe oben. Die Novität wurde im letzten Sonderkonzert eingeweiht und erwies sich für Augen und Ohren als Wohltat (siehe auch unsere Rezension des Abends). Chefdirigent Christian Thielemann ist nach den ersten Proben und diesem Sonderkonzert überglücklich mit der neuen Errungenschaft. Sie sehe richtig schick aus, meint er, sei farblich und in ihrer Größe sehr wandelbar, vor allem aber verbessere sich damit die Akustik noch einmal sehr deutlich.

Wichtig für das Gesamtergebnis, aus Zuhörerperspektive, ist das Zusammenspiel der einzelnen Stimmgruppen. Vor allem die Bläser sind bislang nicht immer ganz perfekt abgestimmt zu hören gewesen. Jetzt können sich die Musikerinnen und Musiker an den einzelnen Pulten aber wesentlich besser hören, bekommen unmittelbare Impulse, auf die sie spontaner reagieren können – das Resultat ist tatsächlich spürbar im Saal. Erstaunlicherweise klingt da sowohl ein Mozart als auch ein Strauss um einiges luzider. Und wandelbar ist es auch, das Konzertzimmer, verrät Thielemann. Im ersten Konzert wurde es mit zwei Lüstern behängt, für kleinere Besetzungen könne darauf verzichtet und der Raum noch etwas eingeengt werden. Spielt aber das Orchester in voller Besetzung mitsamt Chor, dann werde aus dem Zimmer beinahe ein Saal – in die Bühnentiefe gestreckt mit zwei mal zwei Kronleuchtern. Sogar die farbige Wandbespannung sei wandelbar. Das momentane Pompeji-Rot könne ins Grün wechseln und so für ganz andere Stimmung sorgen. Da spricht der Ästhet. Der Dirigent jedoch schwärmt vom großartigen Klang. Dass beides so fulminant zusammengeht, ist der italienischen Firma Suono Vivo aus Padua zu verdanken. Das sei kein Zufall, die Italiener könnten es eben, meint Thielemann.

In der Tat, das 1,3 Millionen Euro teure Resultat überzeugt – übrigens nicht nur akustisch, sondern auch visuell. Es stellt geradezu eine Verlängerung des Zuschauersaals dar, was kein Wunder ist, denn die Italiener haben sich auf Gottfried Sempers Entwürfe aus dem Jahr 1841 bezogen. Der Architekt dürfte sich posthum sehr darüber freuen.
Die Nachgeborenen von heute, so sehr sie sich über den stimmigen Gesamteindruck freuen, sie könnten verstört sein ob der Auswahl einiger Namenszüge und Porträts im klingenden Zimmer. Nicht nur, dass Ernst von Schuch gleich zweifach auftaucht, vor allem verwundern die Fürstenköpfe neben veritablen Künstlerpersönlichkeiten wie Schütz, Wagner und Weber. Da könnte also noch nachgebessert werden. Der Ton aber, und der macht ja nun mal die Musik, ist hier ziemlich perfekt.

Bis zum nächsten Freitag –
Michael Ernst

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