Der Pianist Clemens Christian Pötzsch hat vor wenigen Tagen in Dresden sein neues Album „People and Places“ veröffentlicht. Eine gute Gelegenheit, nicht nur die CD einmal genauer in Augen- und Ohrenschein zu nehmen, sondern sich auch mit der Musikerpersönlichkeit Clemens Christian Poetzsch zu beschäftigen. Das neue Album ist auf spannenden Wegen zwischen Deutschland und England entstanden.
Clemens Christian Poetzsch ist seit seinem Studienabschluss im Jahr 2012 ein gefragter Musiker: als Dozent an der Musikhochschule in Cottbus, als Instrumentalist in diversen Formationen, und als Pianist und Arrangeur für die Band Rammstein, für die er den kürzlich erschienen Klavierband aussetzte und einspielte. „Die Band hat sich vor einiger Zeit entschieden, dass eine Auswahl der beliebtesten Stücke in einer Klavierfassung erscheinen soll, dafür habe ich die Musik arrangiert und aufgenommen.“ erklärt der 30-jährige Pianist.
Gefragt sind auch seine eigenen Stücke: für das sorbische Nationalensemble schrieb er eine Komposition für Chor, Streichquartett und Elektronika namens ABSCHIED, 2012 wurde er mit dem Projekt „Clemens Poetzsch und Slavicon“ mit einer Verbindung zwischen Jazz und sorbischer Musik bekannt. Sein Hauptprojekt allerdings war bisher die internationale Band MASAA, mit der er seit seinem Studienabschluss an der Hochschule für Musik Dresden viele Konzerte zwischen Europa, Libanon und Ostafrika gegeben hat. Die Arbeit, die er mit seinen drei Bandkollegen in zwei Alben gesteckt hat, hat sich über die Jahre in begeistertem Applaus ausgezahlt – und mit dem Weltmusikpreis „Ruth 2015“. „Das war eine wirklich spannende Zeit“ erklärt Clemens Christian Pötzsch. „Parallel habe ich immer an meinem eigenen Soloprojekt geschmiedet. Das neue Album heißt ja PEOPLE AND PLACES, und das ist auch das Konzept hinter der Veröffentlichung. Ich schreibe täglich, auch von unterwegs, Miniaturen auf. Diese neuen Ideen sammle ich, und halte sie als Briefmarkenkompositionen fest, entweder auf Papier am Klavier, oder alternativ mal mit meinem Telefon.“
Für sein neues Album hat er diese Miniaturstücke sortiert, erweitert, zusammengestellt und aufgenommen, um sie jetzt als Solowerk herauszubringen. Vom Genre her bewegt sich die Musik zwischen zeitgenössischer Popmusik und Filmmusik, aber auch zwischen Klassik und Improvisation. „Mein Lieblingsstück auf dem Albums ist FOR FATHERS. Dieses habe ich meinem Großvater, der in der ehemaligen DDR ein bekannter Opernsänger war, gewidmet“, sagt Poetzsch und er zeigt mir ein Bild im Album-Artwork. „Hier auf dem Foto sieht man auch sein und mein jetziges Klavier, auf dem habe ich das Album geschrieben. Mein Großvater war in seiner Generation der einzige Berufsmusiker in unserer Familie, daher trete ich jetzt mit meiner Berufswahl quasi in seine Fußstapfen.“
So kam es, dass der Pianist kurz darauf nach Cardiff (Wales) reiste. „Dort an der Küste habe ich im Fieldgate Studio, an einem sagenhaften Fazioli-Flügel binnen 4 Tagen mein Album eingespielt. Das war eine wichtige Erfahrung, im Studio passiert immer so viel mit der Musik“, erklärt der Musiker strahlend und zeigt auf sein frisch gepresstes Album, welches er in der Hand hält. „Das werde ich jetzt auf Tournee mitnehmen, und hoffe, dass ich viele neue Zuhörer gewinnen kann, und sich die Musik interessante Wege sucht“, ergänzt er stolz.
Nach der Tour wartet übrigens schon wieder ein neues Abenteuer auf ihn. Die Labelchefin und Agentin Alya Marquardt ist nicht nur begabt in Sachen Marketing und Labelführung – sie singt auch. Mit ihr hat Clemens Christian Pötzsch nun das Trio SAWA gegründet, welches sich durch seine ungewöhnlichen Besetzung auszeichnet. Dort singt die als Opernsängerin ausgebildete Alya Marquardt, ihre Kollegin Shirley Smart spielt Cello, und Clemens Christian Pötzsch Klavier. Im kommenden Jahr wollen die drei ins Studio gehen. Es sind spannende Zeiten für den vielseitig talentierten Pianisten.
Clemens Christian Pötzsch – PEOPLE AND PLACES
Clemens Christian Pötzsch legt sich auf seinem Debutalbum vom Genre her nicht fest. Manche Stücke erinnern an klassische Lieder, es dominiert aber der Anteil an freien Improvisationen. Gleichermaßen fließt die Musik auf PEOPLE AND PLACES durch eindrucksvollen Stimmungen wie Filmmusik dahin. Ein sorbisches Volkslied bringt eine Prise Weltmusik auf die Platte, ohne dabei den roten Faden des Albums zu zertrennen.
Die Stimmungen sind das, was man weiter in sich trägt, wenn die Platte im Spieler verstummt. Die Bilder, die der Pianist mit meisterlicher Technik und ansteckender Emotion eingespielt hat, zeichnen ausdrucksstarke Atmosphären und mal greifbare, mal fließende Klanglandschaften die im Ohr bleiben. Die Tiefgründigkeit des jungen Komponisten kann man durch die vielen Details regelrecht miterleben: die Stücke haben durch große wie kleine Bausteine alle einen eigenen Charakter. Vor allem entdeckt man in der Platte wieder und wieder neue Lichtpunkte, die den Stil von Clemens Christian Pötzsch einzigartig und vielseitig machen.
“People & Places – Solo Piano” Tour 2016.
23.01.2016 | POHRSDORF, Saxstall
24.01.2016 | BERLIN, Café Eßkultur
19.03.2016 | LONDON (UK), Vortex
01.04.2016 | NEUSTRELITZ, Borwin-Heim
02.04.2016 | SCHWERIN, Klangwert
03.04.2016 | ROSTOCK, Peter Weiss Haus
20.05.2016 | LAUTERBACH, Kabachhof
11.09.2016 | KÖLN, Lichtung
11.11.2016 | Biel (CH), Kulturcafe
13.11.2016 | STRAUBING, Raven
Website: www.clemenspoetzsch.de
Fotos: Clemens Poetzsch / PR