Es ist bekannt, dass Beethoven seine 3. Sinfonie „Eroika“ zuerst Napoleon widmete und nach dessen Kaiserkrönung die Widmung strich. Ähnlich sah es auch der Pianist Igor Levit mit dem Es-Dur-Klavierkonzert. Das im angelsächsischen Raum als »The Emperor« verbreitete Werk entstand 1809, als Napoleon Wien belagerte und einnahm. Beethoven begrüßte den Herrscher keineswegs. Hiervon konnte er also kaum heroisch inspiriert worden sein. So fasste Igor Levit das oft tatsächlich als heroisch und pompös aufgeführte Werk ganz anders auf, mied kraftstrotzende Virtuosität, attackierte sie gar mit zarten Akkordbildungen, suchte zurückhaltenden Klangsinn. Und das war von besonderem Reiz. So habe ich das Werk noch nie gehört! Begeisterter Beifall brach am Ende auf. Und mit der Zugabe von Schostakowitschs Walzer-Scherzo konnte der Pianist seine Fähigkeit, dem Klavier ausdrucksintensivste Zartheit zu entlocken, erneut umsetzen.
Eigentlich heroisch hätte auch Richard Strauss‘ »Sinfonia domestica« von 1903 sein können. Immerhin – der Komponist war inzwischen Erster Kapellmeister am preußischen Hof zu Berlin geworden, stand in Deutschland an erster Stelle im Musikleben. Etwas von selbstgefälliger Darstellung des Protagonisten klingt schon nach in diesem „häuslichen“ Werk aus dem Leben der Familie Strauss, des Richard, der Pauline und des „Bubi“. Vassili Sinaisky, der als Dirigent schon einfühlsam des auf den unheroischen Klang bestens eingestellten Orchesters das Beethovensche Werk packte, gab dem so persönlichen Stück Straussens keine heroische Chance. Relativ sachlich zurückhaltend
ließ er das Werk mit aller kontrapunktischen Akrobatik packend wirksam werden, verließ sich auf die Orchestrierung, hatte damit großen Erfolg und erlangte mit der Philharmonie schließlich lang anhaltenden Beifall.
Erneute Aufführung heute, 29. Mai, 19.30 Uhr, Albertinum