Nein. Nix Marketing. Hier ging’s um die Kunst. Musik sollte aus dem Konzertsaal ins Kneipenviertel getragen werden, um den Gästen dort die Klassik schmackhaft zu machen. Wobei das bekanntermaßen ein weit zu fassender Begriff ist. Am Montag vergangener Woche reichte er von Barockmusik à la Händel über Astor Piazzolla bis hin zu Richard Strauss und kreuzdiequer auch wieder zurück. Die Wege nach da und nach dort waren so verschlungen wie offenkundig: »Blechreiz« im Mondpalast, »Cellozauber« im Bottoms Up und »Opera Piccolo« im Jim Beam.
Trotz Unwetter und anderer Unbilden, die dank jahrelanger Schwarzpolitik in Sachsen wenigstens momentan als Normalität hingenommen werden müssen, zog es viele Kneipengängerinnen und -gänger in ihrem gewohnten Ambiente hin zu mehr oder minder klassischen Klängen. Gut möglich, dass einige Leute aus Kapelle an ihnen nicht unbekannten Orten aufgespielt haben. Warum nicht dort, wo man sonst seinen Wein trinkt, auch mal musikalisch beglücken?
Noch dazu ohne Frack und auf durchweg hohem Niveau! Das Orchester hat schließlich seinen Ruf zu verteidigen – ob im Semperbau oder in der Neustadt. Fazit: Debüt gelungen, Fortsetzung folgt. Das nächste ‚Gastspiel‘ am anderen Ufer der Elbe steht nämlich schon fest: Am 23. Juni gibt es zum Auftakt der diesjährigen Internationalen Schostakowitsch-Tage Gohrisch ein Open-Air-Konzert. Auf dem Areal der Filmnächte wird unter der musikalischen Leitung von Franz Welser-Möst die Sinfonie Nr. 7 op. 60 von Dmitri Schostakowitsch erklingen. Die »Leningrader« mit Canalettoblick. Auch ein Wagnis.