So manche Künstlerpersönlichkeiten werden zu ihren Jubiläen kräftig gefeiert, um anschließend – vergessen zu werden. Nicht so Richard Wagner, der ist irgendwie immer up to date. Auch drei Jahre nach seinem 200. Geburtstag füllt seine Musik die Opernhäuser – Leipzig hat gar erst nachträglich seinen „Ring“ komplettiert und damit eine schwere Unterlassungssünde vermieden. Denn just in der Geburtsstadt von Richard W. und vierzig Jahre nach der legendären Inszenierung dieser Tetralogie durch Joachim Herz war eine solche Tat mehr als überfällig.
Aber auch die Oper in Chemnitz hat neue „Meistersinger“ hervorgebracht und sich damit von ihrem langjährigen Chefregisseur Michael Heinicke verabschiedet. Und Dresden? Dresden huldigt das OEuvre des Megalomanen sowieso, ist als „Wunderharfe“ geradezu verpflichtet. Der Star-besetzte „Lohengrin“ ist noch lang nicht vergessen.
Da aber nun allenorts die Sommerpause hervordräut und auch in diesem Jahr nicht alle Wagnerianer nach Bayreuth pilgern können (wo dem Vernehmen nach die Sicherheitsmaßnahmen derart verschärft worden sind, dass man meinen könnte, dort würde diesen Sommer der einzig wahre Gral offeriert), haben Autoren und Verleger für Sommerlektüre gesorgt.
Denn wer da gemeint hat, nach der schwerwiegenden Flut von Wagneralien zum Jubiläumsjahr 2013 würde dieses Thema allmählich versiegen, sieht sich getäuscht. Ob angenehm oder nicht, das wird man erst nach der Lektüre sagen können. Jedenfalls stapeln sich auf dem Lesetisch schon man gewichtige Nachschlagewerke. Der einstige Chefdramaturg der Sächsischen Staatsoper, Eckart Kröplin, hat im Metzler-Verlag sein 500-Seiten-Kompendium mit dem anspruchsvollen Titel einer „Wager-Chronik“ herausgebracht. Vom Dresdner Musikwissenschaftler Hans-Günter Ottenberg hingegen ist als Band 4 der Reihe „Dresdner Beiträge zur Musikforschung“ ein 400-Seiten-Band mit wissenschaftlichen Referaten des Internationalen Richard-Wagner-Symposions vom Januar 2013 erschienen, das der Lehrstuhl für Musikwissenschaft an der Technischen Universität Dresden in Verbindung mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden, der Sächsischen Staatsoper Dresden, der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden und der Sächsischen Akademie der Künste ausgerichtet hatte. Mit-Herausgeber des im Verlag Olms Weidmann erschienenen Buches „Richard Wagner – Kgl. Kapellmeister in Dresden“ sind Ortrun Landmann und Wolfgang Mende.
Sommerlektüre sieht anders aus? Mit Wagner im Ohr ist etwas mehr an Hintergrundwissen niemals verkehrt. Und das Gute beim Lesen: Man braucht keine Jubiläen dafür. Kann aber jederzeit eine Pause einlegen.