Die Dresdner Philharmonie hat schwierige Zeiten hinter sich. Sie ist „unterwegs“, musiziert seit der baubedingten Schließung des Kulturpalastes an verschiedenen Spielstätten. Chefdirigent Michael Sanderling blickt trotzdem zufrieden auf die anstrengende Vergangenheit zurück und resümiert, dass sowohl die Orchestermusiker als auch das Publikum Verständnis und Treue gezeigt haben.
Die Sächsischen Staatstheater hingegen haben zwar feste Spielstätten, aber einen momentanen Mangel an Intendanten. Beim Staatsschauspiel wird die einjährige Lücke zwischen dem Abschied von Wilfried Schulz und dem Amtsantritt seines Nachfolgers Joachim Klement mit einem schieren Feuerwerk an Premieren freilich mehr als überbrückt, Jürgen Reitzler und Beate Heine haben ein aufregendes Programm vorgestellt.
An der Semperoper ist der kommissarische Intendant Wolfgang Rothe inzwischen so gut mit der Materie vertraut, dass der große Tanker nicht nur weitgehend unbeschwert durch die Gewässer des Musiktheaters schippern kann, sondern zudem auch noch in gewissem Maßstab den Ton angibt: Es wartet sowohl mit herausragenden künstlerischen Leistungen als auch mit beeindruckenden Einspielergebnissen auf.
Unmittelbar vor der Sommerpause ließ Rothe es sich nicht nehmen, öffentlich noch einmal Bilanz zu ziehen. Er schwärmte von der Spielzeiteröffnung mit der europäischen Erstaufführung von John Harbisons Oper »The Great Gatsby« und dürfte sich wohl auch über das gelungene Finale mit Mozarts »Don Giovanni« und Tschaikowskis »Eugen Onegin« gefreut haben. Vor allem aber die Romanadaption nach Francis Scott Fitzgerald hat ein überraschend junges Publikums ins Opernhaus gespült und für eine Platzauslastung von sagenhaften 96 Prozent gesorgt. Bei zeitgenössischem Musiktheater, auch wenn es in diesem Fall durchaus gefällig klang, ein höchst überraschender Wert.
Ganz in der Nähe einer solches Rekordzahl lag auch die Gesamtauslastung in mehr als 300 Vorstellungen der drei Sparten Oper, Ballett und Konzert mit voraussichtlich 92,9 Prozent, was unterm Strich zu einer Kostendeckung von 42,8 Prozent führen dürfte (die allerdings ist auf das Rechnungsjahr 2015 gemünzt).
Was in Dresdens Kultur interim geleistet wird, könnte der Politik von Stadt und Land durchaus ein Vorbild sein. Effizienz mit Anspruch – und Unterhaltung!