Wer bei diesem ‚Event‘ mal Aschenputtel spielen mag, kann das diesmal mit eigens beworbenen ‚Semperopernballschuhen‘ tun. Das Paar kostet 349 Euro, wird von der Lokalpresse beworben und soll gar „für einen rutschsicheren Auftritt“ sorgen. Für Herren gab’s das wohl nicht? Das wäre doch mal ein Vorschlag, der Entwicklungspotential hat: Wer kreiert endlich den rutschsicheren „Semperballimpresarioschuh“? Hier sind ganz klar die Opernball-Gleichstellungsbeauftragten gefragt! Nicht dass mal ein Jemand längs hinschlägt.
Ausrutscher nämlich gibt es dort immer mal wieder. Der zwischen Baikal und Belarus tätige Impresario (wohlmeinende Feuilletons schreiben das auch mal mit doppeltem „s“, was in der Tat zwiefach eindrucksvoll wirkt) scheint sich zu glattem Parkett ja geradezu hingezogen zu fühlen. Kaum hat die Semperoper ihre neue Spielstätte Semper Zwei eröffnet (die der Kunst dienen soll, der Jugendarbeit des Theaters, der Bildung und Aufklärung gar), schon wird die okkupiert und in die Ballpläne mit einbezogen – sie soll als »Tanzbar Madeleine« dienen. Mit rund 250 Plätzen mehr (an denen es für 689 Euro pro Person ein Flying Menu geben soll, fliegende Fjordforelle oder so) und einem weiteren Speisesaal im ebenfalls frisch renovierten Schauspielhaus (wo nur 448 Euro p.P. fürs Achtgängemenü erhoben werden). Angesichts der etwas üppiger gehaltenen Eintrittsgelder zum Ball-Theater im Opernhaus (hier sind angeblich zwischen 2.200 und 2.360 Euro fällig) geradezu ein Schnäppchen! Dafür haben die Gäste von Madeleine freilich keinen persönlichen Zutritt zum Ballgehabe. Erst nach dem Hauptprogramm dürfen sich dann auch die Billigheimer auf Opernparkett tummeln.
Dass viele Menschen mit Geschmack der Semperoper am 3. Februar fernbleiben werden, versteht sich von selbst. Dass dazu diesmal aber auch die Damen und Herren der Staatskapelle zählen, könnte sogar hoffnungsvoll gedeutet werden. Schließlich musste dieses Weltklasse-Orchester in der Vergangenheit bei derartigen Bällen nicht selten unter seinem Qualitätsanspruch und mit Maestri aus Bedeutungsumfeld des besagten Impresarios agieren. Da trifft es sich günstig, dass die Kapelle 2017 zeitgleich zum Ball nicht unter Niveau, sondern auf einer Tournee unterwegs sein wird. Mit ihrem Chefdirigenten Christian Thielemann – da stimmt die künstlerische Messlatte.
Der nicht zu düpierende Hans Dampf freilich gibt sich gönnerhaft und lässt sich zitieren: „Ich habe die Kapelle für ein Jahr freigestellt.“ – Jahresurlaub also? Mitnichten. Nur deutliche Anzeichen von Größenwahn. Sibiriens Weite, siehe oben.