Wer die Aufführungen von Minkus/Pepitas Ballett »Don Quixote« in Moskau oder Petersburg erlebt hat, erinnert sich einer virtuosen choreographierten Sportschau, kaum einer nachvollziehbaren Handlung. Ganz anders zeigt sich das traditionelle Ballett nun in Dresdens Semperoper, das schon im sinngebenden Untertitel »Ein Mann von La Mancha und sein Traum von Dona Dulcinea« auf eine sich entfaltende Handlung hinweist. Der Dresdner Ballettchef Aaron S. Watkin hat zwar einige Nummern von Pepitas Choreographien aufgenommen, aber mit seinem Bühnenbildner Patrick Kinnmonth und dem Dramaturgen Stefan Ulrich eine Handlungsführung entworfen, die tänzerische Arrangements und mehr schauspielerisch vorgestellte Szenen der Geschichte von Cervantes lebendig verfolgbar umgesetzt zeigt. So entstand eine fantasievolle Bühnenshow, die am Ende demonstrativ mit Bravorufen und Standing Ovations gefeiert wurde. In der Tat – die choreographischen Szenen der Company in kleinen und größeren Gruppentänzen und in den Soli und im Pas de deux bis Pas de quattre waren perfekt ausgestaltet.
Noch dazu die farbige Kostümierung auch ihre Akzente setzte und das Bühnenbild variantenreich von Werkstatt über felsige Höhen bis zu den Windmühlen in der Zigeunerszene das ihrige beitrug. Was aber dem Ganzen einen tragenden Grundton gab, war die Musik, die von der besten orchestralen Ausgestaltung durch den auch einfühlsam begleitenden Dirigenten Michail Agrest getragen war. Er machte aus den biederen Piecen von Ludwig Minkus echte Orchestertänze und vermochte auch mit der mitgestaltenden Staatskapelle besonders im 2. Akt die Bearbeitungen so geschickt anzulegen, das originale Ballettszenen des Spaniers Manuel de Falla (aus »Dreispitz«, »Zauber der Liebe« und dem Klavierkonzert »Nächte in spanischen Gärten«) sich mit Minkus‘ Tänzen zu einer Einheit verbanden. Schon das war bewundernswert.
Aber natürlich lebte die Aufführung von den fantasievollen choreographischen Bildern, die perfekt über die Szene stürmten. Schier endlos schienen die Variationsmöglichkeiten der Einfälle. Selten erlebt man ein Ballett von so überzeugender Perfektion. Und natürlich wurden die Tänze der Solisten zu Höhepunkten wie die von Svetlana Gileva und Istvan Simon als dem zentralen Liebespaar, das am Ende sein Happy End erlebt, aber auch von Melissa Hamilton als Sancho Pansa mit faszinierender Grazie und tänzerischem Können und natürlich jenes Traumbild der Dona Dulcinea del Toboso, die anfangs wie ein Heiligenbild im Barbiepuppen-Look vorgestellt wird und schließlich, personifiziert von Sangeun Lee, dem auf der ganzen Bühne suchenden Don Quixote erscheint. Und dieser, von Christian Baum überzeugend gestaltet, wird am Ende nach fünf Abenteuern zum Retter der Werkstatt und in der finalen Apotheose gefeiert. Großartige, plastische Bilder, präzise tänzerische Umsetzung und spanische Kolorit bleiben als Erinnerung zurück, besonders vielleicht der »Feuertanz« von de Falla oder anderer des festlichen Abends.