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Palmsonntagskonzert mit Telemann und Händel

Foto: Josep Molina

Am Sonntag vor Ostern gibt es mit der Kapelle seit 1827 „mit allerhöchstem Befehl“ am Beginn der Karwoche eine jährliche Konzertreihe zur „Versorgung der Musicorum Wittben und Waisen“. Hofkapellmeister Morlacchi setzte sie durch, Weber-Nachfolger Reißiger nahm sie auf und Richard Wagner nutzte die Möglichkeit, um 1846 erstmalig erfolgreich Beethovens Neunte in diesem Rahmen aufzuführen. Diese Tradition wurde beibehalten; Oratorien erklangen, und aller drei bis fünf Jahre Beethovens letzte Sinfonie mit Chor.

2017 wurde das Konzert nicht von der Neunten geprägt, sondern von Oratorien von Telemann und Händel. Telemanns Komposition »Holder Friede, heiliger Glaube« wählte Reinhard Goebel, der Dirigent des diesjährigen Palmsonntagskonzerts und Kenner historischer Aufführungspraxis, als Beitrag zum Lutherjahr und des Gedenkens an die Reformation. Er ist schon zum fünften Mal Gast der Staatskapelle. Telemann, ehemals Hamburger Kirchenmusikdirektor an den fünf Hauptkirchen, schrieb das Werk 1755 fürs „Jubel-Fest“ zum 200. Jahrestag des Augsburger Religionsfriedens. Wer den Text im Programmheft nachliest, kann bei aller poetischen Überhöhung gut herausfinden, wie man damals die sieghafte Abgrenzung zur römisch-katholischen Kirche in der freien Reichsstadt nacherlebte und begriff. Solche Gedanken gehen natürlich in der weit ausgestalteten Musik Telemanns etwas unter. Noch dazu die Textverständlichkeit des Chores nicht so klar war, wie der klanglich und dynamisch packend gestaltende Dresdner Kammerchor die Aufführung ansonsten mit prägte. Das noch weitgehend in der Tradition barocker Formen gebundene Werk sieht neben dem Orchester ein Quartett von Gesangskünstlern (Sopran, Tenor, Bariton, Bass) vor, das mit international gefragten Oratoriensängern besetzt war. Die belgische Sopranistin Sophie Karthäuser übezeugte mit schöner klangvoller Stimme, der Bariton Daniel Ochoa setzte dramatisch Akzente. Das einstündige Werk beeindruckte in seiner oratorischen Ruhe und Gelassenheit.

Dramatischer und klanggewaltiger wirkte Händels »Dettinger Tedeum« von 1743, das dem englischen König Georg II. gewidmet ist. Royal schmetterten in London vordergründig die Trompeten und Pauken, die in Hamburg noch etwas zurückhaltender akzentuierten. Reinhard Goebel spielte die Effekte mit Freude aus und fand in den Bläsern der Kapelle stimmige Musiker, die die anspruchsvollen Partien meisterten. Ansonsten entstand ein Klangbild, das an den nur knapp zwei Jahre vorher entstandenen »Messias« erinnerte. Das Publikum war animiert und spendete begeisterten Beifall, der bei dem Händelschen Werk, das stark chorisch besetzt war (nur ein Soloterzett erhält einmal einen Auftritt), natürlich dem vorzüglichen Dresdner Kammerchor galt.

Mit dem Konzert beginnt eine Karwoche, die mit Passionsaufführungen in den Dresdner Kirchen ihren Höhepunkt findet. Wenn man indes einen Blick in das Fernsehprogramm wirft, spielt die Karwoche kaum eine Rolle: eine Bachsche Matthäuspassion am Karfreitag 0.00 Uhr beim MDR und einige einschlägige Historienfilme bei Phoenix und NEO deuten darauf hin, dass das kulturvolle christliche Abendland televisionär keine Quote bringt.

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