Miramode ist eine Band, die von ihrem Leiter Ede Merkel eigentlich nur für sein Abschlusskonzert ins Leben gerufen worden ist. Inzwischen hat die junge Formation, bestehend aus ehemaligen Dresdner Musikhochschulstudenten sowie Berliner Musikern, jetzt das funkige, energetische Album »Tumbler« veröffentlicht. Wer auf Beat, New Jazz und Funk steht, sollte unbedingt in diese Platte reinhören. Im von »rock’n’roll pictures« und Christian Blümel beigetragenen Musikvideo »Tumbler« kann man sich einen ersten musikalischen Eindruck dieser Produktion holen.
Es ist Nacht. Man sieht das Kopfsteinpflaster und einige Gestalten, die wie die Motten von den Straßenlaternen angezogen werden. Eine junge Frau liegt auf dem Boden, die Wunde am Kopf blutet. Sie richtet sich auf und taucht in diese Nacht hinein. Man sieht ausgelassene Gestalten, die scheinbar von einer Party kommen, aber auch aufmerksame und hilfreiche Menschen, die sie ansprechen. Jeder verkörpert seine eigene Geschichte. Wie auch auf dem Album jeder Track eine eigene Story erzählt.
»Tumbler« ist beim Label Agogo Records erschienen. Der Berliner Komponist Ede Merkel hat dafür seine ehemalige Band wieder zusammengebracht. Auch Gäste hat er eingeladen: die Sängerin Mara von Ferne unterstützt die Formation mit Gesang und ihren Liedtexten. Die Bandmitglieder bringen mit unterschiedlichen Instrumenten und einem stimmigen Zusammenspiel eine besondere Stimmung auf die Platte und unterstreichen die Kompositionen ganz individuell. Der Bandsound klingt nach Pop, Funk, Experimentellem, Tanzbaren. Eine schöne Mischung an sinnlichen Eindrücken, die mit dem Zuhörer interessante Stimmungen teilt.
Die Sängerin Inez, Mara von Ferne, der Trompeter Sebastian Piskorz und Felix Otto Jacobi (Bass) haben ihr Musikstudium an der Dresdner Hochschule »Carl Maria von Weber« absolviert. „Wir haben Inez und Mara dabei, um unsere Grundbesetzung klanglich zu erweitern. Das Konzept bei Miramode ist, dass verschiedene Sänger und Sängerinnen zu Gast sind“, erklärt der Bandleiter Ede Merkel. Er hat an dem Repertoire und Album einige Jahre gearbeitet. Die neuen Stücke von Miramode wurden hauptsächlich von ihm selbst komponiert. Was Miramode erarbeitet hat, ist vom Sound her weit gefächert. Techno, Hip Hop, Jazz – Ede verarbeitet alles, was er sich als Bandleader gern anhört. „Wir lassen viele Genres und Einflüsse in die Musik hinein, aber erst meine Vorstellung vom Zusammenspiel erschafft das, was ich mir für die Platte als abwechslungsreiche Mischung an emotionalem New-Jazz, tanzbarem Elektronika und ergreifendem Groove wünsche. Mein Ziel ist es, dass die Zuhörer tanzen können, und die beats sie eben zum Bewegen, die Melodien zum Träumen einladen.“
Die ersten Kompositionen kamen dem Berliner Bandleiter etwa 2014. „Wir sind dann zuerst ins Studio gegangen, haben eine erste Session organisiert und das ganze erst einmal grob festgehalten.“ Ein paar Monate und ein paar Live-Auftritte später wurde daran weiter gefeilt. Die Hauptarbeit hat die Band in einer Woche Studioarbeit aufgenommen.
Inzwischen ist Ede Lokführer, und mit seinen Zügen in ganz Deutschland unterwegs. „Ich war neben meinem Beruf als Musiker ja bisher noch nie in einem anderen Berufsfeld tätig. Für mich bedeutet dieses zweite Standbein auch, dass ich inzwischen die Wahl habe, welche Aufträge ich annehmen kann. Inzwischen ist es mir möglich, wieder Musik aus dem Herzen und der Leidenschaft machen zu können. Durch mein monatliches Einkommen habe ich auch ganz andere Möglichkeiten, um in die Produktionen zu investieren. Ich habe weniger Sorgen, und eine ganze Menge neuer Freiheiten. Es is ein super Gefühl, die beiden Berufsfelder zu trennen und auch immer mal Abwechslung zu haben.“ Er fährt Güter quer durch Deutschland. „Man ist immer drei bis vier Tage unterwegs, und danach bin ich wieder drei bis vier Tage zu Hause. Es sind schon lange Schichten, aber ich habe dann eben dazwischen auch viel Zeit. Als Lokführer muss ich oft warten und kann dann auch für die Band arbeiten, organisieren. Und ich kann in meinem Hotelzimmer, wenn ich auf einen verspäteten Gegenzug warten muss, sogar komponieren. Hab ja immer ein kleines Midi-Keyboard und meinen Rechner dabei, da schaff ich schon recht viel.“
Das Album wurde aber nicht nur vom Unterwegssein inspiriert, sondern von dem was der Lokführer dann in den Tagen nach seinen Schichten erlebt – Familie. Ede Merkels Sohn ist inzwischen sieben Jahre alt, geht in die zweite Klasse, und hat das Album inspiriert. „Ich habe ihm die Platte auch gewidmet, da ich immer viele Geschichten aus dem Kindergarten höre. Diese finde ich als Vater schon spannend. Eine Geschichte blieb bei mir besonders hängen, und so handelt der Song „Mice“ vom Kammerjäger der im Kindergarten unerwünschte Mäuse jagen musste.“