Im Mozartschen Sonderkonzert der Staatskapelle in der Semperoper hat der israelische Dirigent Omer Meir Wellber einmal eine Werkfolge gewählt, die verschiedene Entwicklungsstadien des Salzburger Komponisten darstellen konnte. Der Abend begann mit der 1. Sinfonie in Es-Dur, die das achtjährige Wunderkind während seiner Europareise in London 1764 niederschrieb. Der jüngste Sohn des Leipziger Thomaskantors Johann Christian Bach kümmerte sich um den begabten Jungen, so dass die folgenden Sinfonien nach diesem simplen Anfang eine andere Qualität erhielten. Die 1. Sinfonie zeigt tatsächlich wenig von der späteren Genialität Mozarts. Sie ist von der üblichen Klangwelt der Zeit geprägt. Mit dem Klang der Kapelle erhielt sie etwas an Wirkung. Aber das war nur ein schüchterner Anfang.
Die g-Moll-Sinfonie von 1773, die 25. seiner 41 Sinfonien, war von einer ganz anderen Akzentuierung. Inzwischen hatte sich der junge Mozart auf seinen Italienreisen als Opernkomponist entwickelt. Aber zur erwünschten Anstellung kam es nicht. Er musste ins „verhasste“ Salzburg zurückkehren und dem Erzbischof dienen. Enttäuschung und Wut klingen nach in der am Ende des Konzerts interpretierten g-Moll-Sinfonie KV 183. Es ist ein Werk, das in der literarischen Epoche des Sturm-und-Drang entsteht (Goethes »Goetz von Berlichingen«, 1773; »Die Leiden des jungen Werther«, 1774). Mozarts Sturm-und-Drang-Sinfonie von 1773 nutzt jene provokatorische Haltung zum Erfinden provozierender Klanglichkeit (drohende und unheimliche Unisonopassagen, harte Kontraste…). Omer Meir Wellber gelang es, diese Akzente überzeugend herauszuarbeiten. Nur im 2. Satz, beim Andante, war Ruhe gefragt. Der Dirigent ließ sie melodisch weit ausschwingen und die Soli der Bläser pastoralhaft ergänzen. Erst allmählich, über das Menuett, wird die provokative Ausgangsatmosphäre wieder erreicht und führt schließlich zum stürmischen Finale. Das war in der Interpretation von Dirigent und Orchester fantastisch erfasst.
Als Zugaben gab es am Ende ein Stück von Salieri und mit »Libertango« und »Oblivion« zwei Stückchen von Astor Piazzolla, bei dem der Dirigent als Akkordeonvirtuose glänzen konnte. Zufrieden ging das Publikum nach Hause.