Das Albertinum ist kein Konzertsaal. Ein Unterwegssein lang hat die Dresdner Philharmonie immer wieder versucht, das Gegenteil zu beweisen, und tatsächlich gelangen dem Orchester dort großartige Konzerte. Man könnte nun meinen, dass seit der Ankunft der Philharmonie im neuen Konzertsaal des alten Kulturpalasts wieder museale Stille in den Räumen des Albertinums Einzug hält. Mitnichten! Der Klangraum hat sich nur ein wenig verschoben, ist aus dem einstigen Innenhof einige Stufen nach oben gewandert. Dort sind jetzt »Neue Bilder« von Gerhard Richter zu sehen. Der 1932 in Dresden geborene Maler hat sich wieder auf die Ölmalerei besonnen und eine Reihe von abstrakten Bildern geschaffen, die durchaus aufgreifen, womit er sich bereits vor Jahrzehnten beschäftigt hat: Übermalungen von Farbschichten, Aufbrüche und hinter-, ja untergründige Textur.
Der vertrauten Technik hat sich der 85jährige Meister nun mit einer völlig neuen Frische zugewandt: »Neue Bilder«! Diese Ausstellung wirkt derart energiegeladen, dass man durchaus die Bilder eines 30-Jährigen vermuten könnte, wenn man die großformatigen Leinwände betrachtet, aus denen es farbenreich tönt, die einen mitreißenden Rhythmus haben und wo jedes für sich einen Klangkosmos darstellt. Die neuen Bilder von Gerhard Richter sind ein ganz großes Konzert. Das Alterswerk eines jung gebliebenen Meisters. Im Gegensatz zur reinen Musik jedoch hören und sehen wir hier bleibende Töne und klingende Bilder.