Frenetischer Applaus im Ballhaus Watzke. Die Barokksolistene ernten mit ihrem Konzept „ein Bier, ein Lied“ ja überall auf der Welt Beifallsstürme; auch bei den Musikfestspielen eroberten sie das Publikum vor zwei Jahren im Sturm. Sie sollen bitte immer wiederkommen! Bis dahin bietet youtube Gelegenheit, die Musiker nicht aus den Augen zu verlieren…
Barokksolistene ist eine Band wie Europa: In Watzkes Ballsaal spielten die – diesmal sieben – Norweger um Bjarte Eike ihre »Alehouse-Sessions«. (Mein Wunsch: in einem Ballsaal wie diesem darf es statt der Bestuhlung beim nächsten Besuch auch eine leere Tanzfläche sein!) Unter anderem »The Spanisch Set – drei verschiedene englische Melodien«, mit Besuchen in Schottland oder auf den vorgelagerten Inseln und Kanada. Ich hätte die sympathischen Moderationen gern auf norwegisch gehört, auch ohne sie zu verstehen. Nein, ein Pub ist der Ballsaal im Watzke nicht, aber es gibt Altpieschener Spezial. Reichlich davon auch auf der Bühne für die Musiker, die dem ausverkauften und vollbestuhlten Saal anfangs leichtes Mitwippen entlockten, wohlwollendes glückliches Lächeln zuweilen – auch Lachen, wenn Slapstick und ein effektvolles „Beteiligungsprogramm“ das Publikum mitrissen. So musste einer der Musiker seine Kollegen, die sich eine arglose Zuhörerin geschnappt, auf die Bühne geleitet hatten und ihr nun minnesängerisch zu Leibe rückten, ermahnen: „Guys, wir sind doch ein Barockensemble!“
Nein. Guys, ihr seid mehr als das. Ihr seid die letzte Bastion des gepflegten Musikrausches. Skål!
Jens Bemme
Die Musikfestspiele verwandeln Dresden am Wochenende in eine „klingende Stadt“ (Download Programmflyer) und enden am Sonntag mit einem großen Abschlusskonzert unter Mitwirkung der festspieleigenen »Bohème 2020«.