Roderich Kreile lässt wissen: „Tugenden wie Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und gegenseitiges Vertrauen sind Erziehungsziele und gleichzeitig Basis unseres Tuns. Die Abiturienten sollten nach neun Jahren im Dresdner Kreuzchor Garanten dieser Ideale sein, da sie ja auch eine starke Vorbildwirkung für die Jüngeren im Chor haben.“ Selbstbestimmung kontra Vorbildwirkung?
Der Anlass zu Kreiles Brandbrief war das Fehlen von fünf Mitgliedern des Kreuzchores bei einigen Proben vor der diesjährigen Sommertournee. Die jungen Männer waren tatsächlich so frei, den Chorproben diesen einmaligen Ausflug gen Mecklenburg vorzuziehen, um anschließend sofort wieder mit vollem Einsatz für den Chor zur Verfügung zu stehen. Was dann aber nicht mehr gewünscht war. Das Quintett wurde von der Tour suspendiert. Vier weitere Kruzianer der 12. Klasse erklärten sich solidarisch und verzichteten ebenfalls auf die Konzerte in Süddeutschland, der Schweiz sowie in Berlin und Wittenberg. Die Chorleitung, der seit langem ein gespanntes Verhältnis zum Kreuzgymnasium nachgesagt wird, war bass erstaunt. O-Ton Kreile: „Bis vor kurzer Zeit hätte ich in dieser Hinsicht für die meisten Kruzianer aus Klasse 12 meine Hand ins Feuer gelegt.“ Dann halte auch die andere hin? Oder: Wer Feuer sät …? Bevor jetzt alles babylonisch durcheinander gerät, nochmal ein Wort des Intendanten: „Wohlgemerkt: hier wurde die Axt an die Fundamente der inneren Setzung des Kreuzchores gelegt.“
Der Chor ist inzwischen mit seinem flotten „Marken“-Bus abgefahren und trägt seinen Ruf in die Welt. Schöne Reise noch!