Wer diese Wohnhaft in Dresden antreten muss, wird sich anlässlich der Rückkehr ins Elbtal womöglich wundern, dass jener Ort zwischen Meißen und Pirna noch immer nicht in Helmut-Kohl-Stadt umbenannt worden ist. Dabei haben sich die konservativ rückwärtsgängigen Kraftmeierer doch so sehr bemüht, wenigstens einen Platz nach dem Saumagen-Vertilger aus Oggersheim zu benennen. Ob er es nun verdient hat oder nicht. Die Diederich Heßlings stehen zur Genüge bereit. Sie würden ihren Doktor Helmut noch aus der Gruft auf den Neumarkt tragen und blühend bekränzen.
Über Tote soll man nichts Schlechtes sagen. Es sei denn, sie hätten es nicht besser verdient. Das Schlimmste am Kohl sind doch auch heutzutage nur seine Anbeter. In einer Stadt, die noch heute ihre schlimmsten Könige und Fürsten kritiklos mit Heldenstatus ausstattet, muss es nicht wundern, dass es selbst in scheinbar demokratischen Zeiten immer wieder zu a-historischen Ausbrüchen kommt. Landesmütter und -väter dürfen hier ebenso wie deren ungeliebte Ziehkinder und steuerteure Landesbankgründer Lorbeerstatus genießen. Irgendwie peinlich.
Und jetzt mal im Ernst: Wer möchte denn wirklich über einen „Helmut-Kohl-Platz“ ins Philharmoniekonzert schlendern? Um dort dann Musik von Beethoven oder Schostakowitsch zu hören?!
Aber vielleicht kann deren Namen schon die nächste Generation gar nicht mehr buchstabieren – angesichts der aktuellen Bildungsmisere keine ganz unrealistische Vorstellung. Angesichts häufigen Schulausfalls sowie fehlender Lehrkräfte und -bücher erschöpft sich das verbriefte Recht auf Bildung im post-augusteischen C.D.U.-Sachsen auf bloße Schulpflicht für alle. Notfalls mit kurzzeitgeschulten Quereinsteigern, die den Nachwuchs gewiss auf das gewünschte Bildungsniveau zu drücken vermögen.
Dass von den Absolventen einer solchen Misere keine Argumente zu erwarten sind (siehe Annaberg-Buchholz), überrascht niemanden, auch nicht Kohls Mädchen – dem wohl heute schon ein Platz sicher sein dürfte. Wenn nicht in einem Hinterhof von Berlin, so doch auf jeden Fall am Stadtrand von Templin in der Uckermark. Aber zurück ins Elbtal von Dresden: Hier bricht am Wochenende das unvermeidliche Stadtfest aus. Und wenn morgen die Welt untergeht, wird in Dresden heute noch gefeiert; selbstredend mit zünftigem Feuerwerk! Mögen andere bei solcher Gelegenheit auch einen Baum pflanzen; hier wird gezündelt.
Sollte der Helmut-Kohl-Platz tatsächlich kommen, dann ist er bestimmt mit Nizza-Steinen umpflastert. Sicher ist sicher. Das mag sich auch Sachsens C.D.U.-Innenmister Ulbig denken, der will – nachdem sich des Freistaats offenbar ebenso bedrohte wie gebildete Mannen mehr und mehr mit „Kleinen Waffenscheinen“ und dazugehörender Rüstung ausrüsten – wenigstens in sogenannten „Waffenverbotszonen“ das Tragen von Schießeisen untersagen. Das verschafft uns doch sofort ein starkes Gefühl der Sicherheit und ist ein weiterer Grund zum Feiern.
Eigentlich Zeit, dass bald wieder Urlaub ist. Siehe da: Der Ramschhandel stattet sich schon mit Lebkuchen aus …