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Zu Anfang ein Leipziger Programm

Fotos: Oliver Killig

Nachdem der neunzigjährige Altmeister Herbert Blomstedt im Staatskapellenkonzert mit Bruckners »Vierter« noch einmal die  Größe künstlerischer Gestaltung offenbarte, war zu erwarten, dass der Meister nun beim Gastspiel des Gewandhausorchesters auch durch ein sinfonisches Werk ähnlich markanten Charakters mit dem anderen sächsischen Orchester begeistern könnte. Aber Blomstedt stellte ein Leipziger Programm vor. Nicht Werke von Brahms, Bruckner oder Beethoven erklangen sinfonisch, sondern Mendelssohns 2. Sinfonie op. 52. 1840 für die Feiern zu Ehren des ersten Buchdruckers Gutenberg in der Verlegerstadt Leipzig entstanden und in der Thomaskirche uraufgeführt, ist sie ein sinfonische Kantate. Drei rein instrumental gesetzten Sätzen folgen Vertonungen von Bibeltexten, die der Komponist selbst auswählte. Dadurch veränderte sich die Sinfonik zur sinfonischen Kantate. Die Freude an oratorischer Gestaltung bestimmte die Aufführung im neuen Saal des Kulturpalastes.

Als Solobeitrag gab es das Konzertstück für vier Hörner und Orchester von Robert Schumann (uraufgeführt 1849 in der Messestadt). Vier vorzügliche Hornisten des Gewandhauses (drei Männer und eine Frau) stellten das hornschmetternde Werk vor, das nur im 2. Satz, einer Romanze, die allerdings mehr einer Ballade gleicht, stärker ins Lyrische drängte und vom Publikum begeistert gefeiert wurde.

Das sinfonische Werk aber war die Sinfonie »Lobgesang«, ein beeindruckendes Stück, das lebendig und überzeugend von Herbert Blomstedt geboten wurde. Wesentlich vom Chor getragen, nur gelegentlich von den Sopransoli von Marie Henriette Reinhold und Sophia Brommer unterbrochen. Und der Tenor (Tilman Lichdi) bestimmte mit rezitativisch tiefer gehenden Akzentuierungen die über den Lobgesang hinaus zielenden religiösen Themen. Aber immer wieder hat der Chor wesentliche Bedeutung. Gerade die lebendige Wechselwirkung von Chor und Soli machte den Wert dieses Gastspiels aus, wobei sich das Ensemble im neuen Saal des Kulturpalastes schnell heimisch fühlen konnte. Die Verwandtschaft der Säle von Leipzig und Dresden war leicht zu erkennen. Dadurch konnte das anfängliche Thema („Alles was Odem hat, lobe den Herrn“) über die Sätze hinweg wirksam werden, verband den Anfang mit dem chorischen Finale. Die finale Kantate trug den oratorischen Charakter des Werkes, das vom Dresdner Publikum begeistert aufgenommen wurde. Besonders der dirigentische Altmeister der beiden sächsischen Spitzenorchester wurde mit standing ovations gefeiert.

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