Nachdem der neunzigjährige Altmeister Herbert Blomstedt im Staatskapellenkonzert mit Bruckners »Vierter« noch einmal die Größe künstlerischer Gestaltung offenbarte, war zu erwarten, dass der Meister nun beim Gastspiel des Gewandhausorchesters auch durch ein sinfonisches Werk ähnlich markanten Charakters mit dem anderen sächsischen Orchester begeistern könnte. Aber Blomstedt stellte ein Leipziger Programm vor. Nicht Werke von Brahms, Bruckner oder Beethoven erklangen sinfonisch, sondern Mendelssohns 2. Sinfonie op. 52. 1840 für die Feiern zu Ehren des ersten Buchdruckers Gutenberg in der Verlegerstadt Leipzig entstanden und in der Thomaskirche uraufgeführt, ist sie ein sinfonische Kantate. Drei rein instrumental gesetzten Sätzen folgen Vertonungen von Bibeltexten, die der Komponist selbst auswählte. Dadurch veränderte sich die Sinfonik zur sinfonischen Kantate. Die Freude an oratorischer Gestaltung bestimmte die Aufführung im neuen Saal des Kulturpalastes.
Als Solobeitrag gab es das Konzertstück für vier Hörner und Orchester von Robert Schumann (uraufgeführt 1849 in der Messestadt). Vier vorzügliche Hornisten des Gewandhauses (drei Männer und eine Frau) stellten das hornschmetternde Werk vor, das nur im 2. Satz, einer Romanze, die allerdings mehr einer Ballade gleicht, stärker ins Lyrische drängte und vom Publikum begeistert gefeiert wurde.