Musik lebt bekanntlich von (mindestens) einem Thema, mitunter auch von Variationen. In Dresden scheint das Musikleben derzeit von einem einzigen Thema beherrscht: Wo bleibt die Unterschrift?
Diese Unterschrift gehört unter einen Vertrag. Dem des Chefdirigenten der Sächsischen Staatskapelle. Und dieser Vertrag sollte schon längst unterschrieben sein. Christian Thielemann ist seit 2012 im Amt. Eine zweite Amtszeit über 2019 hinaus, vom Orchester auf Wunsch des Chefs noch einmal erneut durch Abstimmung bewilligt, hätte vereinbarungsgemäß bis Ende Juni 2017 ratifiziert worden sein.
Ist sie aber nicht! Christian Thielemann bekennt sich zum Orchester; die Kapelle hält zu ihrem Chef. Und auch die Staatsministerin will diese Verbindung verlängern. Aber nicht um jeden Preis, wie sie sagt. Sachsens Steuerzahler sollen schließlich für ihr Geld etwas sehen, in diesem Falle hören. Da muss offenbar noch nachverhandelt werden, damit es für alle beteiligten Seiten stimmt. Just dieses Handeln – um (Bank)Noten, um freie Tage, um das Arbeitspensum insgesamt? – zieht sich nun auffällig in die Länge. Selbst in der ersten Klausur nach der Sommerpause stand die Causa Thielemann nicht auf der Tagesordnung des sächsischen Parlaments.
Der Maestro weilte da noch in Bayreuth zu den Wagner-Festspielen. Kurz danach leitete er das Eröffnungskonzert der neuen Saison in Dresdens Semperoper und ging gleich im Anschluss daran mit der Kapelle auf die traditionelle Deutschland-Tour, der sich noch ein Auftritt in der Mailänder Scala angeschlossen hatte. Seitdem herrscht wieder Schweigen im Walde. Offenbar sind die Inhalte des Vertrags vertrackt, deswegen wurde nun erneut vertagt. Wir bleiben dran.