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Auf der Suche nach dem Verborgenen

»Ich geh, ich wandre in die Berge. Ich suche Ruhe für mein einsam Herz«, heißt es im letzten Satz aus Mahlers »Lied von der Erde« – ein komponierter Abschied, dem ein Übergang folgt im Sinne einer Verheißung: »ewig blauen licht die Fernen!« In »Tabula rasa« stellt sich Arvo Pärt ebenfalls den Fragen nach einer verborgenen Sinnhaftigkeit: »In schweren Zeiten spüre ich ganz genau, dass alles, was eine Sache umgibt, keine Bedeutung hat. Vieles und Vielseitiges verwirrt mich nur, und ich muss nach dem Einen suchen.«

Fotos: Matthias Creutziger

Mit Gustav Mahlers »Lied von der Erde« und Arvo Pärts »Tabula rasa« erklingen am Montag zum letzten Mal zwei Werke, die sich in ihrer Tonsprache diametral gegenüberstehen, inhaltlich jedoch durch die Beschäftigung mit dem Jenseits eine enge Verbindung eingehen.

Arvo Pärt ist der diesjährige Capell-Compositeur der Sächsischen Staatskapelle Dresden, nahezu 20 Werke des estnischen Komponisten stehen auf den Programmen der Kapell-Konzerte in der laufenden Spielzeit. »Tabula rasa« ist eines der ersten Werke, das Pärt – nach langer Schaffenskrise – im sog. »Tintinnabuli«-Stil (lat. Glöckchen) komponierte. Ausdrücklich dazu ermuntert hatte ihn sein Komponistenfreund Alfred Schnittke, der bei der Uraufführung von »Tabula rasa« im Jahr 1977 auch den Klavierpart übernahm. Die beiden Violinsoloparts interpretierten damals Gidon Kremer und Tatjana Grindenko;  beiden ist das Werk – gemeinsam mit Eri Klas, dem Dirigenten der Uraufführung – gewidmet. In den Aufführungen mit der Sächsischen Staatskapelle sind die beiden Ersten stellv. Konzertmeister des Orchesters, Thomas Meining und Jörg Faßmann, als Solisten zu erleben. Mit »Tabula rasa« und der gleichnamigen CD, die im Jahr 1984 das legendäre Label ECM New Series begründete, gelang Arvo Pärt der internationale Durchbruch.

Donald Runnicles arbeitet seit dem Jahr 1996 regelmäßig als Gastdirigent mit der Sächsischen Staatskapelle zusammen. Häufig standen dabei Werke aus seiner britischen Heimat auf dem Programm, so auch in der vergangenen Spielzeit, als er im 8. Symphoniekonzert Werke von Elgar, Vaughan Williams und Britten dirigierte. »Das Lied von der Erde« ist nun Runnicles‘ erstes Mahler-Dirigat am Pult der Staatskapelle. Die Solopartien übernehmen Karen Cargill (Mezzosopran) und Michael Schade (Tenor).

2. Symphoniekonzert
Montag, 16. Oktober 2017, 20 Uhr
Semperoper Dresden

Donald Runnicles Dirigent
Thomas Meining Violine
Jörg Faßmann Violine
Karen Cargill Mezzosopran
Michael Schade Tenor

Arvo Pärt
»Tabula rasa«, Konzert für zwei Violinen, Streichorchester und präpariertes Klavier

Gustav Mahler
»Das Lied von der Erde«

Kostenlose Einführungen jeweils 45 Minuten vor Konzertbeginn im Opernkeller der Semperoper

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