„Ich freue mich wirklich!“ So begrüßte Wolfgang Rothe, Kommissarischer Intendant der Semperoper, die Besucher in seinem Haus. Eine doppelte Freude sogar, denn er konnte sich zugleich über die Wiederaufnahme eines hier vorübergehend verschollenen Genres und über die Fortsetzung einer künstlerisch erfolgreichen Zusammenarbeit freuen. Kein Wunder also, dass Rothe diesen Donnerstag als „Tag großer Momente“ sehen wollte.
Dass endlich die Vertragsunterzeichnung von Chefdirigent Christian Thielemann für weitere fünf Jahre erfolgt ist, gibt dem Haus Planungssicherheit. Zudem soll hier in Zukunft aber auch wieder mehr improvisiert werden. Denn nach dem Ende der unvergesslichen Konzertreihe »Jazz in der Semperoper« kam dieses Genre in Dresdens wichtigstem Musentempel überhaupt nicht mehr vor. Das Aus hatte damals viele Jazzfreunde betroffen bis verärgert gemacht.
Nun gibt es einen Lichtstrahl des Optimismus: »Fenster aus Jazz« ist eine neue Veranstaltungsreihe überschrieben, die am Januar 2018 in Semper Zwei stattfinden soll. Eine Idee des bekennenden Jazzfans Manfred Weiß, dem Künstlerischen Leiter dieser Spielstätte, der gemeinsam mit dem Fotografen Matthias Creutziger auf die Schlagzeuglegende Günter Baby Sommer zugegangen ist und ihn gebeten hat, diese »Fenster aus Jazz« zu kuratieren.
Der Dresdner Schlagzeuger musste sich natürlich nicht lange bitten lassen und wird auch selbst mit zugegen sein, wenn dieses Fenster schon bald ganz weit aufgestoßen wird. „Jazz ist bekanntlich mein Leben“, so Sommer, „das hat sich nur selten auf den ganz großen Bühnen abgespielt.“ Zwar sei er auch schon auf der großen Bühne der Semperoper aufgetreten, aber „der eigentliche Sinn dieser Musik besteht doch darin, etwas aus dem Moment zu entwickeln, und das spielt sich meist auf Studiobühnen und in intimer Atmosphäre ab. Also dort, wo man dem Publikum nahekommt.“
Genau dies soll künftig auf Semper Zwei geschehen, den Auftakt zu dieser Reihe setzt Günter Baby Sommer höchstselbst in einem Zusammentreffen mit dem Trompeter Till Brönner (19. Januar 2018). Damit soll an große Jazz-Traditionen angeknüpft werden, denn schon Sommers Namenspate Warren „Baby“ Dodds habe gemeinsam mit dem Trompeter Louis Armstrong für fulminante Highlights gesorgt.
Das Fenster zum Jazz soll darüber hinaus unterschiedlichste Genres miteinander verbinden. Im zweiten Konzert dieser Reihe werden daher neben dem Schlagzeuger Demian Kappenstein die Cellistin und Improvisationskünstlerin Elisabeth Coudoux sowie Tänzerinnen und Tänzer aus dem Semper-Ballett zu erleben sein (16. Februar).
Nur wenig später sind es Jazz und Musik, die das dritte Fenster der Konzertreihe aufstoßen werden: Mit der Schriftstellerin Nora Gomringer wird Günter Baby Sommer an seine langjährige Zusammenarbeit mit Günter Grass anknüpfen und dessen Spätwerk »Grimms Wörter« in einer Performance zelebrieren (9. März).