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Musik gegen den Krieg

Das Jahresmotto verheißt Großes: »CANTI GENERALI – Musik gegen den Krieg« prangt 2018 über dem Programm der Singakademie Dresden. Ekkehard Klemm, seit 2004 Chorleiter dieses rund 260 Mitglieder zählenden Amateurensembles, das sich durch höchst professionellem Anspruch auszeichnet und neben dem Kinder- auch einen Seniorenchor umfasst, kommt um Jahrestage nicht umher. Der Dirigent will das auch gar nicht, denn mit einem Blick auf 1918 und 1618 – Ende des Ersten Weltkriegs und Beginn des Dreißigjährigen Kriegs – drängt sich das geradezu auf.

Bei »Canti Generali«, frei übersetzt mit den „großen“ oder „allgemeinen“ Gesängen, kommen einem natürlich zuerst Pablo Neruda und Mikis Theodorakis in den Sinn. Der griechische Komponist hat den „großen“ Gesang – »Canto General« – in den 1970er Jahren als großartiges Oratorium geschaffen, die Grundlage dafür war Nerudas gleichnamiger Gedichtzyklus. Nun soll das Oratorium im Rahmen der Musikfestspiele wieder in Dresden erklingen – wenn alles klappt, im Beisein des Komponisten.

Dass alles klappt, dürften Klemm und seine musikalischen Mitstreiter auch in anderer Hinsicht hoffen, denn für den Herbst 2018 steht eine kleine Weltreise bevor. Dazu sollen das »War Requiem« von Benjamin Britten und die Motette »Wie liegt die Stadt so wüst« gekoppelt werden – was aufgrund ihrer Entstehungsgrundlage quasi auf der Hand liegt – und sowie in Dresden und Leipzig als auch in Johannesburg und Kapstadt erklingen. Neben dem Großen Chor und dem Kinderchor der Singakademie werden hierbei auch Chöre aus den beiden südafrikanischen Städten sowie das Landesjugendorchester Sachsen mitwirken.

Musik gegen den Krieg – das Motto richtet sich selbstverständlich in erster Linie gegen die heute wieder aufkeimende Akzeptanz von militärischer Gewalt selbst bei vernunftbegabten Menschen, denen man das nicht zugetraut hätte. Ein besonderes Augenmerk richtet Klemm, im Hauptberuf Chefdirigent der Elbland-Philharmonie Sachsen, auf Christoph Ludwig Fehre, einen Komponisten der Schütz-Zeit, der vor 300 Jahren geboren wurde. Fehre hatte nach dem Siebenjährigen Krieg, der ja ebenfalls schon eine Art Weltkrieg gewesen ist, von dem nicht zuletzt Dresden stark betroffen war, die zerstörte Annenkirche wieder musikalisch geweiht. Von ihm wird im Dezember die »Schulmeisterkantate« erklingen, die noch heute mitunter Georg Philipp Telemann zugeschrieben wird, vom Leipziger Musikwissenschaftler Hans-Joachim Schulze aber bereits 1995 dem diesjährigen Jubilar zugeordnet werden konnte. Bereits im März wird Fehres »Passionsoratorium nach Picander« (so nannte sich der Textdichter Christian Friedrich Henrici, einst Bachs wichtigster Librettist) zusammen mit Joseph Schusters Missa Nr. 10 e-Moll aufgeführt werden. Gegen Jahresende wird die Singakademie ihre Ambitionen für das musikalische Erbe wieder verstärkt dem neuen Schaffen widmen und etwa die Messe g-Moll BWV 235 von Johann Sebastian Bach mit einer Uraufführung von Alberto Arroyo verbinden. In Silvesterkonzerten, traditionell mit Beethovens 9. Sinfonie, erklingt zudem ein neues Werk der Komponistin Magdalena Buchwald.

Übers Jahr hin gibt es Carl Orffs »Carmina Burana« sowie die Mitwirkung der Singakademie bei »Dresden singt und musiziert«. Eine eigene Präsentationstour der neuen CD mit geistlicher Sommermusik von Rudolf Mauersberger führt die Akademisten nach Annaberg-Buchholz, Meißen, Stolpen und Kamenz.

Bereits das nächste Konzert der Singakademie erfüllt deren Jahresmotto mit Klang, denn im Gedenkkonzert zur Zerstörung Dresdens werden im Februar »Ein deutsches Requiem« von Johannes Brahms sowie die »Litanea« von Lothar Voigtländer zu hören sein.


Ekkehard Klemm dirigiert am kommenden Sonntag (4.2.) die Elblandphilharmonie in den Landesbühnen Sachsen bei einem Gedenkkonzert mit Werken von Karl Amadeus Hartmann, Bohuslav Martinu und Antonín Dvorák.

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