Natürlich geht es nur um die Kunst, nur um die Musik. Dennoch dürfen Zahlen eine gewichtige Rolle spielen: 40 Konzerte mit 18 sinfonischen Werken wird Michael Sanderling in seiner Abschiedssaison als Chefdirigent der Dresdner Philharmonie mit zwölf Solisten in 16 verschiedenen Städten auf immerhin drei Kontinenten gestalten. Der Blick nach vorn ist also kein Abschied auf Raten, eher ein »großer Ritt«. Als ersten »Ausritt« starten Sanderling und Philharmonie zu einer Deutschland-Tour, sind in der Berliner Philharmonie zu Gast, spielen in Viersen, Eindhofen, Köln, Stuttgart, Essen, Mannheim, München und Regensburg auf, brillieren allda als Botschafter Dresdens und Sachsens.
Vor Ort folgen in der kommenden, Sanderlings Abschiedssaison Konzerte mit Fazil Say, dem Composer in Residence, sowie mit dem Geiger Christian Tetzlaff als Artist in Residence. Letzterer wird mit Violinkonzerten von Beethoven, Mendelssohn Bartholdy und Schostakowitsch aufwarten, der türkischstämmige Komponist bringt neben seiner neuen Sinfonie namens »Umut«, zu deutsch »Hoffnung«, ein Schlagzeugkonzert nach Dresden und wird hier auch wieder als virtuoser Pianist zu erleben sein (u.a. mit Kompositionen von Beethoven, Chopin und Satie).
Namhafte Gäste aus der Solisten- und Dirigentenzunft sind ebenso angekündigt wie Grenzüberschreitungen zu Literatur und Bildender Kunst. Was freilich naheliegt in einem Haus, das nun neben klangprächtigem Konzertsaal auch Bibliothek und Kabarett beherbergt. An den Wänden wird künftig – wie bereits in der Jahresbroschüre – fotografische Kunst von Jens-Christian Wittig zu sehen sein, musikalisch-literarische Programme sollen unter anderem von Martina Gedeck und Ulrich Matthes gestaltet werden.
Positiv haben sich die Zuwüchse im Abo-Bereich gestaltet, 1.000 Abonnenten gibt es jetzt mehr als im bisherigen Kulturpalast, zudem weist der neue Konzertsaal eine Auslastung von knapp 90 Prozent aus – das sind etwa 40.000 Besucherinnen und Besucher mehr als zuvor und ein sicheres Indiz für das gesteigerte Interesse.
Interessanterweise gab es zur Jahrespressekonferenz keine Fragen nach der Zukunft von Michael Sanderling – ebensowenig nach dessen Nachfolge durch den nun wohl ziemlich sicher wiederkehrenden Chefdirigenten Marek Janowski, der bereits in der kommenden Saison erneut als Gast zu erleben sein wird.