Ein reines Schostakowitsch-Programm – wann hat es das schon mal als Konzert in der Semperoper gegeben? Am Vorabend der 9. Internationalen Schostakowitsch-Tage Gohrisch gab es das tatsächlich: erst die fulminant Festliche Ouvertüre A-Dur op. 96, dann das so schillernd virtuose Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester Nr. 1 c-Moll op. 35 und zu guter Letzt die vieldeutig impulsive Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 47.
Exzellent, wie dieses Triumvirat des russischen Meisters dargeboten worden ist woran in herausragender Weise auch die Solisten Denis Matsuev am Klavier und Helmut Fuchs mit der Trompeter ihren Anteil gehabt haben, exzellent aber auch die dem Konzert folgende Preisverleihung im Café Alte Meister direkt neben dem Opernhaus.
Dass der Maestro kein Freund großer Huldigung ist, war ihm schon im Konzert anzumerken. Den überwältigenden Applaus hätte er wohl am liebsten auf das Orchester umgelenkt, als fiele es ihm immer noch schwer, den verdienten Beifall entgegenzunehmen. Viel lieber ließ er die Instrumentengruppen aufstehen, um sie für Klangkultur, Zusammenspiel und Virtuosität zu preisen. Aber die Stunde der Wahrheit schlug unmittelbar nach diesem Schostakowitsch-Konzert, dessen ergreifender Wirkung sich wohl kaum jemand entziehen konnte. Im Café Alte Meister durfte Festivalleiter Tobias Niederschlag dem Maestro den 9. Internationalen Schostakowitsch-Preis Gohrisch überreichen. Yuri Temirkanov habe als Sachwalter des OEuvres von Dmitri Schostakowitsch ein großes Erbe angetreten und weitergeführt. Ihm sei es über viele Jahre gelungen, als Chefdirigent der Sankt Petersburger Philharmonie diese Musik aus der Geburtsstadt des Komponisten in die Welt zu tragen und dabei stets zu zeigen, wie brennend aktuell dieses Welt geblieben ist. Im Beisein von Irina Schostakowitsch als Ehrengast des diesjährigen Festivals nahm Temirkanov diese Ehrung freudig wortlos entgegen. Eine weitere Sternstunde der 2010 ins Leben gerufenen Schostakowitsch-Tage – und ein höchst würdiger Auftakt für deren nunmehr neunte Fortsetzung.