Die Gruppe hält, was sie verspricht. Das Programm des Abends führte das Publikum aus Musik der Ars Nova über Perlen der Spätromantik bis hin zu zeitgenössischen Werken. Von Beginn an erzeugte VIP mit gelassener Bühnenpräsenz einen warmen, fulminanten Gesamtklang. Über den einen oder anderen Fauxpas lächelten sich die Sänger hinweg.
Besonders souverän zeigte sich das Ensemble im ersten Teil des Konzerts mit geistlichen Evergreens und Vertonungen weltlicher Texte aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Das Fundament bildete sich durch die sonoren Bässe Johannes Bachmann und Stephan Becker, die bis in die Tiefe Tragfähigkeit bewiesen. Im Bariton überzeugten Philipp Büttner und Carl-Johann Winkler sowie im Tenor Christian Lutz und Georg Schicker, die sich nicht nur mit warmen und weichem Gesang, sondern auch durch intonatorische Sicherheit hervortaten, wie man sie nur von hochkarätigen Ensembles kennt. Paul Körner und Martin Neumann boten Altstimmen vom Besten, die sich gut mit den anderen Stimmlagen mischten. Jeder Sänger war sowohl in der Lage, sich im Gesamtklang einzuordnen, als auch phasenweise solistisch hervorzutreten, was sicher unter anderem ihrer fundierten Ausbildung innerhalb der Knabenchöre geschuldet ist, deren Auftrittspraxis das Ensemble sehr positiv beeinflusst hat. Jedes Atmen und alle dynamischen Variationen geschahen im Einklang, wodurch auch die Ehemaligen, die zur Unterstützung mancher Stücke anreisten, sich perfekt in das Geschehen einfügten.
Nach einer kurzen Pause stand ausgesprochene Unterhaltungsmusik im Zentrum. Dass es nicht das übliche Metier ehemaliger Kruzianer und Thomaner ist, merkte man spätestens bei zwei textlosen Stücken, in denen die Männer sich durch hohe stimmliche Variabilität beweisen mussten. Diese beiden Werke, »Creole Love Call« der Comedian Harmonists und ein »Wallace-Medley« des ehemaligen VIP-Mitglieds Max Börner, standen anderen a-cappella-Stücken in ihrem Niveau etwas nach. Und wer kein ausgesprochener Fan der Band Coldplay war, konnte sich wahrscheinlich auch durch die Bearbeitung von »Violet Hill« nicht von der Band überzeugen lassen, da sich VIPs Vortrag wenig souverän sowohl in der Intonation als auch in der Homogenität der Stimmen gestaltete. Dagegen hat die Gruppe den Wise Guys mit »Die Philosoffen« ausgesprochene Konkurrenz gemacht und auch das Arrangement »Happy together« der Turtles machte Eindruck. So spendete das Publikum reichlich Applaus nach diesem wunderbaren Abschluss, was die Gruppe dazu verleitete, drei Zugaben zu geben. Die bekannten Stücke führten nochmal durch verschiedene Genres der Unterhaltungsmusik. Das Konzert gestaltete sich also kurzweilig und unterhaltsam und bildete einen gebührenden Meilenstein nach fünfzehn Jahren VIP. Zwar überschlugen sich die jungen Sänger nicht vor Eloquenz in ihren Anmoderationen – am stärksten zeigten sich hier noch Carl-Johann Winkler und Christian Lutz. Aber ihre Liebenswürdigkeit und die insgesamt großartigen Gesamtleistung überzeugten.