In Chemnitz schließt sich der Kreis, ein »Ring« wird vollendet. In Dresden öffnet sich alles, an der Semperoper gibts eine Oper mit Oper. Und Leipzig blickt zurück auf einen Frühvollendeten, auf das Erbe eines Ballettomanen, der mit nur 45 Jahren gestorben ist und nun seinen 60. feiern könnte.
Ein sächsisches Premierenwochenende also vom Feinsten, zumal alle echten Säulenheiligen zum Zuge kommen werden. Die Oper Leipzig erinnert mit einer Ballett-Gala an Uwe Scholz, der 1991 als Ballettdirektor und Chefchoreograf von Stuttgart nach Sachsen wechselte und bis zu seinem allzu frühen Tod 2004 mit beeindruckenden Kreationen für Aufsehen sorgte. Anlässlich des bevorstehenden 60. Geburtstages dieses überaus sensiblen Künstlers zeigt das Leipziger Ballett, inzwischen von Mario Schröder geleitet, einst Erster Solist dieses Ensembles, eine Auswahl von Scholz-Choreografien, die schon allein wegen dieser Geballtheit einen Sonderstatus einnehmen dürften.
Mit Gästen vom Berliner Staatsballett, dem Stuttgarter Ballett und dem Ballett Zürich präsentiert das hauseigene Ensemble Ausschnitte aus Kreationen von Uwe Scholz, die geradezu als Meilensteine im klassischen Tanztheater der Gegenwart gelten. Ob die »Notations« zu Musik von Pierre Boulez, ob Beethovens »Siebte«, ob Mozarts »Jeunehomme«-Klavierkonzert oder dessen »Große Messe«, ob Haydns »Schöpfung«, Rachmaninows »Suite für zwei Klaviere« oder Udo Zimmermanns »Pax Questuosa« – Uwe Scholz hat all diesen Werken eine sehr persönliche Sicht angedeihen lassen und sie mit seinen Choreografien in den Tanzhimmel erhoben (Oper Leipzig, 1.12., 19 Uhr).
Der Leipziger Dichter-Komponist Richard Wagner wird zeitgleich am Opernhaus Chemnitz gefeiert, indem sich dort der in nicht mal einem Jahr geschmiedete »Ring des Nibelungen« zu seinem Finale schließt. Ein weiblicher »Ring« sollte es werden, vier Regisseurinnen haben ihn erarbeitet und »Das Rheingold« (Verena Stoiber), die »Die Walküre« (Monique Wagemakers), »Siegfried« (Sabine Hartmannshenn) sowie »Götterdämmerung« (Elisabeth Stöppler) in Szene gesetzt. Wie wahrhaft weiblich diese Wagner-Betrachtung ausgefallen ist, lässt sich am besten in einer der drei für 2019 geplanten zyklischen Aufführungen bewerten (5. bis 26. Januar, 18. bis 22. April, 30. Mai bis 10. Juni).
Die Dresdner Semperoper, wegen des einstigen Hofkapellmeisters gerne als Wagner-Hort apostrophiert, geht fremd und widmet sich dem anderen Säulenheiligen des Hauses. Unter der musikalischen Leitung des Chefdirigenten und Wagner-Experten Christian Thielemann wird hier am ersten Dezember-Sonntag »Ariadne auf Naxos« aus der Taufe gehoben. Richard Strauss hatte bekanntlich neun seiner insgesamt 15 Opern in Dresden uraufführen können, just »Ariadne« kam allerdings erstmals in Stuttgart (und wenige Jahre später in überarbeiteter Fassung in Wien) heraus. Die Neuproduktion inszeniert David Hermann, der damit sein Dresden-Debüt gibt. Wie immer, wenn der Chefdirigent am Pult steht, ist eine herausragende Solistenbesetzung geradezu Pflicht: Krassimira Stoyanova in der Titelpartie, Daniela Fally als Zerbinetta, Daniela Sindram als Komponist sowie Steven Gould als Bacchus und Albert Dohmen als Musiklehrer – da bleiben wohl kaum mehr Wünsche offen.
Ach ja, im Dezember wird auch die von den Osterfestspielen Salzburg übernommene »Arabella« nochmals an der Semperoper gezeigt werden. Die zählt ja zum Dresdner Uraufführungsreigen von Strauss, sie kam 1933 hier heraus und kann in Bezug auf ein derartiges Schicksalsjahr durchaus als Abschied einer Welt von gestern betrachtet werden.
Ach, Sie stehen eher auf Ingwerschokolade statt Pulsnitzer Lebkuchen, suchen das Kuriose abseits vom Mainstream? Dann könnte auch das „melodramatische Krippenspiel“ »Bübchens Weihnachtstraum« etwas sein, das der Philharmonische Kinderchor morgen mit dem Jungen Sinfonieorchester Dresden im Kulturpalast aufführt. Lustigerweise träumt auch der ehemals von Gunter Berger geleitete MDR-Kinderchor dieses Jahr diesen Traum. Man könnte also sogar Vergleiche anstellen!