Neue Orchester entstehen nur durch Fusion, also durch Zusammenlegung bestehender Klangkörper aufgrund finanzieller Kürzungen, auch Streichkonzerte genannt? Mitnichten: die Sinfonietta Dresden hat sich vollkommen neu gegründet. Vor 25 Jahren. Ist das schon Tradition?
Das Jubiläumskonzert zum 25jährigen Bestehen der Sinfonietta ist schon verklungen, hat aber nochmal an die Gründung zu erinnern vermocht. Denn der Ursprung dieses Dresdner Orchesters ist sogar noch ein wenig länger her, wie sich Olaf Georgi erinnerte: „Vor 25 Jahren haben wir als Begleitorchester des Dresdner Kammerchors begonnen, damals noch unter dem Namen Junges Dresdner Kammerorchester. Das war 1987, also noch weit vor der Gründung von Sinfonietta. Anfangs haben wir die Projekte mit dem Kammerchor gemacht, irgendwann kam der Punkt, an dem wir überlegt haben, ob sich das Orchester selbstständig macht.“ 1994 hat sich die Sinfonietta Dresden unter diesem – inzwischen doch traditionsreichen – Namen gegründet.
Und das in Dresden, wo es an guten Orchestern ja zunächst mal keinen Mangel hat. Aber Olaf Georgi kennt das Alleinstellungsmerkmal von Sinfonietta: „Damals bekamen wir Anfragen von verschiedenen Chören, als deren Begleitorchester zu wirken, das hat zu dieser Zeit wirklich in Dresden gefehlt.“
Bis heute hat sich dieses orchestrale Wagnis in vielfältiger Weise etabliert. Vor allem die Breite des musikalischen Repertoires ist für die Sinfonietta Dresden exemplarisch. „Das Profil verstehen wir so, dass wir offen sind für alle Musik“, erläutert Olaf Georgi als Gründungsmitglied des Orchesters und Vorstandsvorsitzender des Sinfonietta e.V.; im Hauptberuf ist er Soloflötist an der Elblandphilharmonie. „Besonders reizen uns die Gegenüberstellungen von Alter und Neuer Musik, und zwar in einer gleichwertigen Form. Wir möchten nicht wie andere Orchester die Neue Musik als einen Programmpunkt zwischen vielen anderen verstecken, etwa eine große Brahms-Sinfonie machen und davor ein kleines Stück Neuer Musik, sondern wir haben versucht, in den eigenen Konzertreihen ein Gleichverhältnis herstellen und auch Konzerte aufführen, die zeitgenössische Musik wirklich in den Mittelpunkt stellen. Das machen nicht so viel Orchester in der Umgebung.“
Womit er unbedingt Recht hat, denn das Selbstverständnis mit Neuer Musik müsse heute schon längst nicht mehr als Risiko gesehen werden, zumal der Musiker registriert, „dass die Publikumsresonanz jedes Mal steigt, weil das Interesse für Neue Musik da ist. Aber unser Anliegen ist natürlich, die Programme auch so zu bauen, dass sie so vielfarbig sind, dass sie auch für ein Publikum hörbar sind, die nicht jeden Tag Neue Musik hören.“
In ihrem 25jährigen Bestehen hat die Sinfonietta Dresden schon mehr als 60 Uraufführungen herausgebracht, weitere werden folgen und für frischen Wind auch in den nächsten 25 Jahren sorgen.
Wer dieses junge und dennoch schon traditionsreiche Orchester nun live erleben will, hat dazu im April gleich mehrfach die Gelegenheit: Etwa in Crostwitz und Dresden, wo das »Sorbische Oratorium« von Korla Awgust Kocor erklingen wird, sowie mit Bachs »Johannespassion« und der »Matthäuspassion« von Gottfried August Homilius.